Paradiesvögel fängt man nicht ein
Hommage an Tamara Danz




Hommage an Tamara Danz
Gerade mal 22 Jahre jung trat Wolfgang "Wölfi" Martin am 2. Januar 1975 seinen ersten professionellen Job in der Jugendmusik-Redaktion (JuM) von Stimme der DDR an. Da hatte er sich bereits einen Namen gemacht als rasender Reporter für die "Musikalische Luftfracht" von Radio DDR und Autor einer eigenen Musikkolumne im Jugendmagazin neues leben. Seit 1973, dem Jahr der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Ostberlin, war er mit seinem Radiomikrofon unterwegs, um Musiker*innen aus dem In- und Ausland zu interviewen. Über seine Begegnungen mit Zsuzsa Koncz und Omega aus Ungarn, der schottischen Popgruppe Middle of the Road und den Puhdys, die 1973 gemeinsam durch die DDR tourten, José Feliciano aus Puerto Rico, Czesław Niemen aus Polen, ABBA aus Schweden u. v. a. schildert er manche Episode am Rande der Interviews. Die Aufbruchsstimmung Mitte der 1970er Jahre nutzte der ungestüme Musikredakteur gemeinsam mit seinen Kolleg*innen, um Sendungsformate (weiter) zu entwickeln, darin vor allem der gerade wachsenden DDR-Rockszene ein Podium zu geben, sogar den intern formulierten "Auftrag von oben" zu erfüllen, "die Jugend weg vom Westradio … hin zu den Sendungen des DDR-Rundfunks" zu führen. Mit der "Notenbude", der "Beatkiste" oder DT64 sollte das gelingen. Doch mit dem Abstand der Jahre und dem tiefen Kramen in Erinnerungen und Archiven zählt für Wolfgang Martin Es hat, bei allen Widrigkeiten, vor allem eins, nämlich Spaß gemacht. Spaß hatte er auch beim Aufschreiben der mitunter abenteuerlichen und kuriosen Radiogeschichten – und dieser überträgt sich wie von selbst auf die Leser*innen!
Die BEATLES und die DDR
Vor 60 Jahren, im Oktober 1963, führte ein spektakulärer TV-Auftritt der Beatles im London Palladium zu einer Massenhysterie. Zuvor, am 22. März 1963, veröffentlichten John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr ihr erstes Nummer-eins-Album »Please Please Me«. Mit der Single »I Want To Hold Your Hand« begann ihr internationaler Erfolg, der als »Beatlemania« bekannt wurde und Musiker weltweit, auch in der DDR, infizierte. Dort gründeten zahlreiche Gitarren- und Beatbands. Das DDR-Plattenlabel AMIGA veröffentlichte 1964/65 mehrere Singles und eine Langspielplatte der Beatles. Doch als Walter Ulbricht 1965 in einer Rede gegen den Einfluss westlicher Rockmusik auf die junge Beatszene wetterte, schien das Ende der Beatmusik in der DDR nah. Diese Kritik motivierte die Musiker jedoch zusätzlich, da die Beatles längst zu Vorbildern für viele Bands geworden waren. Ihr Einfluss auf die Ostrock-Landschaft war unübersehbar, und die offizielle DDR entwickelte im Laufe der Jahre ein überraschend positives Verhältnis zu ihnen. Musikexperte Wolfgang Martin schildert diese Entwicklungen und lässt namhafte Künstler sowie Vertreter von Beatles-Fanclubs zu Wort kommen, die von ihren Erlebnissen berichten. Für viele Musiker und Fans in der DDR waren die Beatles unsterblich geworden, und ihr Erbe wird auch für zukünftige Generationen von Bedeutung bleiben.