Der folgende Versuch einer Geschichte ästhetischer Kommunikation in der Moderne entstand aus einem Ungenügen der literaturwissenschaftlichen Lehre. Während es an tiefgehenden Studien zu bedeutenden ästhetischen Theorien nicht mangelt, fehlt eine aktuelle deutschsprachige Darstellung der Ästhetik, die die philosophische Beobachtung von Kunst und Literatur seit ihrer Differenzierung zu einem „autonomen“ Kommunikationssystem im 18. Jahrhundert rekonstruiert. Ist ein solcher Rekonstruktionsversuch für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Kunst und Literatur überhaupt noch sinnvoll? Die Antwort scheint klar: Literatur ist Teilgebiet der „Kunst“, und die Ästhetik definiert, was „Kunst“ ist. Unsere Bewertung literarischer Texte benötigt sinnvolle Kriterien, die uns die Ästhetik liefert. Viele literarische Werke sind ohne angemessene Kenntnis des ästhetischen Horizonts, in dem sie entstanden sind, nicht richtig zu verstehen. Die Ästhetik gibt der Literaturwissenschaft somit eine Grundlage; sie definiert „Kunst“, begründet kritische Werturteile und ermöglicht eine tragfähige Deutung der überlieferten Werke. Sie bestimmt auch Gegenstand und Methode der literaturwissenschaftlichen Forschung. In der Ästhetik begründet die Philosophie die Möglichkeit der Literaturwissenschaft, weshalb eine Geschichte ästhetischer Kommunikation notwendig ist; es ist nützlich, den Grund zu kennen, auf dem man steht.
Gerhard Plumpe Books






Reclams Bände zu den Theorien literarischer Epochen bieten zunächst eine profunde Einleitung zur Epoche selbst. Es folgen, nach Themen geordnet, Texte zeitgenössischer Akteure oder unmittelbar nachfolgender Generationen, die eine umfassende Reflexion der sich herausbildenden Epoche bieten. Lieferbar sind Bände zu Klassik, Romantik, Realismus, Naturalismus und Expressionismus.
Beobachtungen der Literatur
Aspekte einer polykontexturalen Literaturwissenschaft
Wer beobachtet die Literatur? Traditionell antwortet man darauf mit Literaturwissenschaft und Ästhetik. Eine soziologische Perspektive zeigt jedoch, dass die Gesellschaft aus sozialen Systemen besteht, die sich gegenseitig beobachten. Wenn Literatur ein Sozialsystem ist, beobachtet sie die Systeme ihrer Umwelt, wie Wirtschaft, Politik oder Recht. Diese Beobachtungen können in die literarische Kommunikation integriert werden, etwa wenn realistische Literatur ökonomische oder politische Themen aufgreift. Diese Integration erfolgt selektiv, da Beobachtung immer eine Unterscheidung zwischen dem, was beobachtet wird, und dem, was nicht beachtet wird, erfordert. Das Literatursystem muss kontinuierlich entscheiden, was als poesiefähig gilt, und diese Entscheidungen unterliegen historischem Wandel. Während der Naturalismus von Gerhard Hauptmann die Notlagen proletarischer Milieus dramatisiert, ignoriert der Ästhetizismus von Stefan George solche „trivialen“ Themen, die später als Arbeiterliteratur wieder aufleben. Trotz wechselnder Themenvorlieben bleibt jedoch entscheidend, dass bei diesen Selektionen nicht die Gesetzmäßigkeiten der Umwelt im Vordergrund stehen, sondern die Frage, ob die importierten Themen interessante oder langweilige Unterhaltung versprechen.
Epochen moderner Literatur
Ein systemtheoretischer Entwurf
Vor dem Hintergrund des oft beklagten Fehlens konsistenter Epochenbegriffe stellt das Buch eine Neugliederung der Geschichte moderner deutscher Literatur vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart vor. Mit Hilfe systemtheoretischer Kategorien werden fünf markante Perioden (Romantik, Realismus, Ästhetizismus, Avantgarde, Postismus) unterschieden, die sich auf ein explizites Literaturkonzept beziehen, untereinander homogen und an die gesamteuropäische Literaturevolution anschließbar sind.
Der tote Blick
Zum Diskurs der Photographie in der Zeit des Realismus