Die Darstellung beleuchtet das transgressive Potenzial iberischer Autor*innen vom Goldenen Zeitalter bis zur Gegenwart und bietet unkonventionelle Lesarten der spanischen Literatur. Anstatt akademische Vollständigkeit anzustreben, fokussiert das Werk auf die digitalen Zeiten und deren Einfluss auf die literarische Produktion und Rezeption in Spanien.
Das späte 20. Jahrhundert brachte mit dem Boom die „Entdeckung“ der lateinamerikanischen Literatur, die schnell für zentrale Probleme der Moderne und Postmoderne paradigmatische Bedeutung gewann. Die Essays in dieser Sammlung zeigen, dass die 'klassischen' Werke von Autoren wie Carpentier, Asturias, Paz, Fuentes und Onetti weiterhin die Literaturkritik zu neuen Fragestellungen anregen. Neben diesen großen Figuren werden auch weniger bekannte Autoren und allgemeine Themen behandelt, wie der Papiamentu-Roman und der Beginn filmischen Schreibens. Die Sammlung ehrt den Berliner Hispanisten Hans-Otto Dill.
Die Beiträge umfassen unter anderem Rita Schobers Einleitung, Manfred Engelberts Betrachtung zur literarischen Kritik, Karl Kohuts Analyse des magischen Realismus bei Miguel Angel Asturias, und Klaus Meyer-Minnemanns Untersuchung von Octavio Paz und dem Universum der Straflager. Weitere Themen sind die Erzähltechniken von Juan Carlos Onetti, Carlos Fuentes' Auseinandersetzung mit postkolonialer Trauma und die literarische Analyse von Julieta Campos’ Roman. Auch die Anfänge der filmischen Schreibweise in der hispanoamerikanischen Literatur und die Rolle des Papiamentu in der modernen Narration werden thematisiert.
Das abwechslungsreiche Spektrum der spanischen Literatur nach 1975 zeichnet sich aus durch undogmatische Offenheit, durch Vielgestaltigkeit der formalen und thematischen Möglichkeiten. Im Unterschied zur Literatur vorheriger Jahrzehnte, als noch unter der Kontrolle der staatlichen Zensur (oder hinter ihrem Rücken) geschrieben werden mußte, haben sich die Bedingungen, unter denen Literatur geschrieben, verkauft, gelesen wird, normalisiert. Daß dabei erstaunlich oft Alltägliches, Phantastisches, Erotisches zur Sprache kommt, ist vielleicht eines der bemerkenswertesten Phänomene der Aufbrüche nach 1975 in der spanischen Gesellschaft und ihrer Literatur. „Aufbrüche“ gibt einen Überblick über die spanische Literatur seit 1975 bis Ende der achtziger Jahre in fünf Sammeldarstellungen (Roman, Theater, Krimi, Lyrik, Gesellschaft) und 25 Autorenporträts. Vorgestellt werden die folgenden Schriftsteller mit ihren wichtigsten Werken: José Luis Alonso de Santos, Fermín Cabal, Cristina Fernández Cubas, Luis Mateo Díez, Alejandro Gándara, Luis García Montero, Julio Llamazares, Juan Madrid, Javier Marías, Eduardo Mendicutti, Eduardo Mendoza, José María Merino, Juan José Millás, Antonio Muñoz Molina, Rosa Montero, Leopoldo María Panero, Alvaro Pombo, Soledad Puértolas, José Martín Recuerda, Carme Riera, Montserrat Roig, Ana Rossetti, Javier Tomeo, Esther Tusquets und in zwei Beiträgen (Krimi, Essay) Manuel Vázquez Montalbán.