Die Sternbergs lebten als intellektuelle Ärzte, Juristen und Kaufleute in Berlin und Tokyo und nahmen aktiv am politischen, sozialen und kulturellen Geschehen von der Zeit des letzten deutschen Kaiserreichs bis zum Ende der Nazi-Zeit teil. Ab 1933 begann für die jüdische Familie der Kampf ums Überleben, wobei einige Familienmitglieder überlebten, während andere in Auschwitz starben. Der bekannteste Angehörige, Rechtsprofessor Theodor Sternberg, lebte ab 1913 in Tokyo und engagierte sich ab den 1930er Jahren politisch, als der Militarismus in Japan und der Nationalsozialismus an Einfluss gewannen. 1937 emigrierte sein Sohn ebenfalls nach Tokyo. In dieser Edition werden erstmals Briefe aus dem Nachlass von Theodor Sternberg veröffentlicht, die das Leben einer jüdischen Familie in zwei Kulturen authentisch darstellen. Sie schließen eine Lücke in der Geschichte jüdischer Emigranten in Japan und berühren durch ihre Unmittelbarkeit. Diese Zeitdokumente ermöglichen es Interessierten, ihr Verständnis für die jüngere deutsche Geschichte sowie die deutsch-japanischen Beziehungen zu vertiefen. Das Buch enthält Briefe von prominenten Persönlichkeiten wie Gustav Radbruch, Heinrich Erman, Eduard Kohlrausch und weiteren, die zwischen 1910 und 1950 verfasst wurden.
Anna Bartels Ishikawa Books




Theodor Sternberg - einer der Begründer des Freirechts in Deutschland und Japan
- 223 pages
- 8 hours of reading
Theodor Sternberg (Berlin *1878, +1950 Tokyo) war neben Radbruch und Kantorowicz ein Vorreiter der Freirechtslehre in Deutschland. Bereits 1904 veröffentlichte er seine „Allgemeine Rechtslehre“, in der er für das Freirecht eintrat und die damals vorherrschende Hermeneutik sowie Rechtsquellenlehre kritisierte. Sein Konzept basierte auf einer psychologisch-soziologischen Methode, die an Wilhelm Wundt anknüpfte und fand bei Zeitgenossen wie Ehrlich Zustimmung. 1908 festigte er seinen Ruf als Freirechtler mit seinem Werk über J. H. v. Kirchmann und seine Kritik an der Rechtswissenschaft. 1912 veröffentlichte er die „Einführung in die Rechtswissenschaft“, in der er sich noch stärker für die Freirechtsbewegung einsetzte und der Rechtswissenschaft eine zentrale Rolle bei der Rechtsfindung zusprach. 1913 wurde er Professor für deutsches Recht an der Kaiserlichen Universität in Tokyo, wo er weiterhin für das Freirecht plädierte. Sein großer Schülerkreis, darunter namhafte Rechtswissenschaftler wie Tanaka, Kawashima und Takane, setzte seine Theorien fort und integrierte sie in die japanische juristische Methodenlehre. Auf Basis seines Nachlasses wird erstmals sein Leben und sein Engagement gegen die Nationalsozialisten nachgezeichnet, ergänzt durch ein vollständiges Nachlass- und Werkverzeichnis.
Hermann Roesler
- 191 pages
- 7 hours of reading
Die Autorin präsentiert in ihrer Edition eine umfassende Betrachtung des Lebens und Werks des Juristen Hermann Roesler aus rechtshistorischer Perspektive. Roesler, der ab 1861 an der Universität Rostock lehrte, machte sich zunächst mit Schriften einen Namen, die sich gegen Adam Smith richteten. 1878 wurde er als Regierungsberater nach Japan berufen, wo er entscheidend an der Verfassung von 1889 und weiteren gesetzgeberischen Projekten mitwirkte. Die Autorin stützt sich vor allem auf das Roesler-Archiv in Tokyo, das in den 1930er Jahren von den Patres Josef Keller SJ. und Johannes Siemes SJ. angelegt wurde. Dieses Archiv umfasst Originalbriefe von Roesler und seiner Familie, eine Biographie seiner Tochter Elisabeth sowie weitere Familiendokumente und Fotografien. Da Siemes in seiner Monographie diese Dokumente nur teilweise veröffentlichte, war es notwendig, sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und einen Überblick über die Quellen zu bieten. Die Quellenedition ermöglicht dem Leser einen tiefen Einblick in Roeslers persönliche und berufliche Umstände über mehrere Jahrzehnte und erleichtert die wissenschaftliche Bewertung seines Schaffens.
Der Lippische Thronfolgestreit hat eine über die Landesgeschichte hinausgehende Bedeutung. In ihm manifestierten sich einige der Kernfragen des Verfassungsrechts des Deutschen Kaiserreiches von 1871, weshalb zahlreiche namhafte Öffentlichrechtler (z. B. Laband, Jellinek) zu ihm in Gutachten und anderen Publikationen Stellung nahmen. Die Autorin arbeitet den Meinungsstand in der damaligen Staatsrechtswissenschaft auf und bietet ein differenziertes Bild des staatsrechtlichen Positivismus. Es gelingt ihr, die Kontinuität des dynastischen Elements in der deutschen Verfassungsentwicklung zu Beginn unseres Jahrhunderts nachzuweisen. Ferner zeigt sie die Verflechtung der Probleme des Lippischen Thronfolgestreites mit denen des deutschen Konstitutionalismus.