Der „Nucleus totius medicinae“ von Ernsting nimmt eine besondere Stellung in der abendländischen medizinischen Lexikographie ein. Während frühere medizinische Lexika, wie die von Otto Brunfels oder Jean de Gorris, voraussetzten, dass Leser Latein beherrschen, ist der „Nucleus“ in deutscher Sprache verfasst. Damit richtet er sich an ein Publikum, das mit Latein nicht vertraut ist, insbesondere an Apotheker und medizinisch interessierte Laien. Der „Nucleus“ sollte den Apotheker als gleichwertigen Partner der Ärzte darstellen, da diese oft mit den lateinischen Fachbegriffen überfordert waren. Das Lexikon ist ein unverzichtbares Hilfsmittel und spiegelt den wachsenden Professionalisierungsanspruch der Apotheker wider, die sich von Gewürz- und Kräuterhändlern zu akademisch gebildeten Naturwissenschaftlern entwickeln wollten. Es gliedert sich in fünf Teile: 1. Lexicon & Dispensatorium pharmaceuticum, 2. Lexicon practico-chymicum, 3. Lexicon theoreticum-medicum, 4. Lexicon chirurgicum, und 5. Lexicon theoreticum anatomicum. Besonders der erste Teil bietet Medizinhistorikern wertvolle Einblicke in die Therapiegeschichte, während die anderen Teile für die Popularisierung ärztlichen Wissens in der medizinischen Laienkultur von Bedeutung sind.
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