Helga Embacher Books






Juden in Salzburg
- 124 pages
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Antisemitismus und Vertreibungen zum Trotz entstanden im Laufe der Geschichte in Salzburg mehrmals jüdische Gemeinden. 1349 kam es im Zuge der Pest zu ersten Pogromen. 1498 wurden die Juden des Landes verwiesen. Erst mit dem Staatsgrundgesetz von 1867 durften sie sich wieder ansiedeln. Obwohl ihr Anteil an der Bevölkerung nie mehr als 0,1 % ausmachte, war die Gemeinde aggressivem Antisemitismus ausgesetzt und lange vor 1938 politisch heimatlos. Nach der nationalsozialistischen Verfolgung kehrten nur wenige der Vertriebenen zurück. Flüchtlinge aus Osteuropa gründeten eine neue Gemeinde. Die heutige Gemeinde jedoch ist überaltert, ihre Zukunft ungewiss.
Ehemalige sogenannte Stammlager wie Mauthausen fungieren mittlerweile nicht nur als Gedenkstätten, sondern dienen vor allem durch ein umfangreiches Rundgangsangebot als wertvolle Bildungsstätten. Kleinere Außenlager hingegen bleiben sowohl aus der kollektiven Erinnerung als auch im pädagogischen Umgang mit der NS-Zeit oft weitgehend ausgeklammert. Der vorliegende Band bietet Anregungen, lokale Erinnerungsstätten der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft vermehrt in die konkrete Unterrichtspraxis einzubinden. Lehrenden werden damit Zugänge und Wege aufgezeigt, wie sie das Umfeld ehemaliger KZ-Außenlager in die heutige Geschichtsvermittlung vor Ort mit einbeziehen und damit SchülerInnen verdeutlichen können, wie sehr diese Lager im Nationalsozialismus Teil des lokalen Alltags waren.
"Aber zuerst bin ich Weltbürger und dann erst Jude"
Robert Jungks Judentum
obert Jungk war ein säkularer Jude und sein Judentum hatte nur sehr wenig gemeinsam mit dem Judentum der Lubawitscher, die als Reaktion auf die Ausrottung des osteuropäischen Judentums eine jüdische Tradition in Brooklyn „erfunden“ haben, die in dieser Form vor dem Holocaust nicht gelebt wurde. Was jüdische Identität ausmacht, ist jedoch nur schwer zu beschreiben, vor allem wenn Menschen wie Robert Jungk nicht mehr nach religiösen Gesetzen leben und – zumindest nach außen hin – wenig Identifikation mit Israel aufweisen. Jüdische Identität ist nichts Stabiles, sondern ein Konstrukt, das sich aus vielen unter-schiedlichen Bausteinen zusammensetzt. Vielen Einflüssen ausgesetzt, befindet sie sich in einem ständigen Wandel.
Seit dem späten 19. Jahrhunder zeichnet sich Bischofshofen durch eine starke Zuwanderung aus, ein Phanömen, das den Menschen allerdings noch wenig bewußt ist. In der vorliegenden Publikation kommen Menschen zu Wort die zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus unterschiedlichen Gründen in dieser Pongauer Kleinstadt gelandet sind. Das Spektrum reicht von Südtirolern, ehemaligen Nationalsozialisten aus Osteuropa, Vertriebenen aus Ungarn und Rumänien, Flüctlingen aus der Tschechoslowakei und dem kommunisten Ungarn, in den 1990er Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien. Auch ehemalige „Gastarbeiter“ aus der Türkei, Ägypten und Jugoslawien wurden geholt und blieben. Es kommen auch Frauen zu Wort, die „aus Liebe“ ihren Ehemännern gefolgt sind aus Japan, Kenia, Brasilien und Indien. Die Menschen berichten häufig von einem harten Neubeginn, geprägt von Sprachproblemen, Heimweh und einem harten wirtschaftlichen Überlebenskampf, aber immer wieder auch von ihrer Liebe zu Bischofshofen. Die einzelnen Lebensgeschichten vermitteln uns aber auch Einblock in das Leben der deutschen Bevölkerung unter Mussolini, hinter dem Eisernen Vorhang oder in Afrika.