Geteilte Erinnerung
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"Mit der deutschen Nachkriegsdemokratie sind neue Generationen von selbstbewußten deutschen Juden groß geworden, die auf ihr Jüdischsein in selbstverständlicher Weise stolz sind, ohne jedoch - im Guten so wenig wie im Bösen - als etwas Außergewöhnliches angesehen werden zu wollen. Sie sind keine 'jüdischen Mitbürger' mehr, sondern vollwertige, tätige Bürger dieses Landes. (.) Ihnen gibt Salomon Korn, Architekt und Soziologe aus Frankfurt und seit Herbst vergangenen Jahres Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, eine Stimme. Auf sie sollte unbedingt hören, wer - jenseits erregter Antisemitismusdebatten - etwas über den tatsächlichen Stand des 'deutsch-jüdischen Verhältnisses' erfahren will.„ (Richard Herzinger, Die Zeit, 22.1.2004) Salomon Korn ist in dem vorliegenden Band “auf der Suche nach der deutsch-jüdischen , Normalität'", die sich in der Tat nicht herbeireden läßt, deren Grundlage aber durch schonungslose Situationsbeschreibung gelegt wird. Mit einem Geleitwort von Joschka Fischer.
Das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland ist nach dem nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen von Verkrampfungen geprägt, die regelmäßig in öffentlichen Debatten eskalieren – nicht erst seit dem Konflikt zwischen Ignaz Bubis und Martin Walser 1998 oder der antisemitischen Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann 2003. Ist dies bundesrepublikanische Normalität? Oder bedarf es vielmehr einer deutsch-jüdischen Normalität, die ein reibungsloses Miteinander erstrebt? Welche Art von Normalität ist überhaupt wünschenswert im deutsch-jüdischen Verhältnis? Mit diesen schwierigen Fragen beschäftigt sich Salomon Korn in seinem Beitrag. Ausgehend von der Geschichte seiner Familie und seiner eigenen Biographie beschreibt er die komplizierte Situation von Juden in Deutschland nach 1945, die sich sowohl mit einem „schulddruckabwehrenden Antisemitismus“ wie auch mit einem ängstlichen, aber wohlmeinendem Verschweigen von Unterschieden zwischen Juden und Deutschen konfrontiert sehen. Indem Salomon Korn die Auseinandersetzung mit dem Holocaust weiterhin als transgenerationelle Aufgabe begreift, entwirft er ein Zukunftsbild von einem unaufgeregten, eben „normalen“ deutsch-jüdischen Zusammenleben. Und schließlich, so sein Traum, werde das Reden über deutsch-jüdische Normalität sich selber überflüssig machen.