Getrud Mosimann ist mit einem „Makel“ behaftet: Sie ist unehelich. Doch als weit größeres Handicap erweist sich ihre Behinderung: Ihre Kindheit und Jugend verbringt sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Zürich. Mit weniger als fünf Prozent Sehkraft wächst sie in einer Gesellschaft auf, die „schwachsichtig“ mit „schwachsinnig“ verwechselt. Gertrud Mosimans Leben bleibt viele Jahrzehnte von Armut und Mühsal geprägt. Doch ihr Glaube und ihr Optimismus geben ihr die Kraft, dieses Schicksal zu bestehen. Dorothee Degen-Zimmermann erzählt von einer Frau, die versöhnt zurückschaut.
Dorothee Degen Zimmermann Books



Aus dir wird nie etwas!
Paul Richener – vom Verdingbub zum Gemeindepräsidenten
An der Hand seines sechsjährigen Bruders fühlt sich der vierjährige Pauli sicher. Die Familie ist arm, die beiden schlagen sich wie zwei Stadtfüchse auf Nahrungssuche durchs Kleinbasel. Doch dann bricht die achtköpfige Familie auseinander, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf, die jüngeren Kinder werden «versorgt». Für Paul heisst das: Pflegefamilien, Kinderheim, Kinderknecht auf einem Bauernhof, schliesslich gar Jugendknast, auch wenn bis heute niemand weiss, warum. Aus Paul Richener ist trotz allem doch etwas geworden, zuerst Polizist, und heute ist er Gemeindepräsident exakt jenes kleinen Baselbieter Dorfes, in dem er verdingt war. Er hat lange geschwiegen. Erst als der Umgang der Fürsorgebehörden mit bevormundeten Kindern in den Medien und danach in der Politik zum Thema wird, steht auch Paul Richener auf: Das muss jetzt endlich einmal gesagt werden! Dorothee Degen-Zimmermann hat ihm zugehört, die Akten studiert und gibt jetzt dem Verdingkind die Stimme, die es nie hatte.
"Euch zeig ich's!"
- 253 pages
- 9 hours of reading
Fünfzehn Frauen aus dem Kanton Zürich erzählen ihr Leben. Sie haben zumindest die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts miterlebt und mitgeprägt. Sie erzählen aus ihrer Kindheit, von Eltern und Grosseltern, von Familie und Beruf, von Umbrüchen und Aufbrüchen, von erfüllten und unerfüllten Wünschen. Es ist ein reiches Spektrum weiblicher Biografien in diesem Teil der Schweiz, die Bäuerin gehört ebenso dazu wie die Pfarrerin, die Fabrikarbeiterinwie die Geschäftsfrau, die Immigrantin wie die Altzürcherin, die Künstlerin wie die Intellektuelle, die Single-Frau wie die Familienmutter. So wird aus den individuellen Geschichten gleichsam eine Alltagsgeschichte des 20. Jahrhunderts im Kanton Zürich lebendig, mit den Kriegsjahren, dem wachsenden Selbstbewusstsein der Frauen, den Jugendunruhen, dem Umbau der Familienstruk turen, der Drogenproblematik, Einwanderung, Bauboom und vielem mehr.