„Fernab von Zeitgeistreportagen überzeugt Milda Drüke in ihren Büchern mit realistischen Porträts von Menschen, die von einem anderen Weltbild erzählen.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung Nicht den touristischen Attraktionen gilt das Interesse der Autorin, sondern den Menschen in ihrem Konflikt zwischen „persönlichem Wollen und kulturellem Sollen“. Ihre studierten und europaerfahrenen Gastgeber erlauben ihr fünf Monate lang Einblick in höchst private Bereiche und Gewohnheiten einer archaischen Hindutradition inmitten eines modernen Alltags, zu dem Computer und Mikrowelle gehören und ein Sohn, der sich im Spiderman-Kostüm wohlfühlt. Nur dank der ihr gewährten Nähe offenbart sich der Autorin: Ihre weltoffene Gastgeberin unterwirft sich ihrem Ehemann, indem sie seine Füße mit der Stirn berührt. Sie trägt rote Glasarmreifen, wäscht donnerstags ihre Haare nicht und fastet regelmäßig - um sein Leben zu verlängern. Ohne Erlaubnis darf sie nicht aus dem Haus. Stoisch ertragen sie und ihre Familie die Realität Kathmandus: Stromabschaltungen. Anstehen für Trinkwasser und Benzin. Streiks und Demonstrationen. „Die fremde Welt eröffnet sich mir“, schreibt die Autorin, „wenn ich mit den Menschen, die sie schaffen, lebe. Wenn das Unbekannte im täglichen Miteinander einfach passiert. Darauf zu warten habe ich mir die Zeit genommen.“
Milda Drüke Books



Die Gabe der Seenomaden
- 284 pages
- 10 hours of reading
Der Traum vom Aussteigen – Milda Drüke macht ihn wahr. In Südostasien sucht sie nach dem merkwürdigsten Volk der Welt: Die Bajos kennen keinen Reichtum und keinen Neid, und ihre Heimat ist das offene Meer. Wochenlang lebt sie mit den Seenomaden auf ihren kleinen Hausbooten, und als sie dem 80-jährigen Außenseiter Om Lahali begegnet, macht sie Erfahrungen, die ihr Leben von Grund auf verändern.
Dampfender Regenwald, brandungsumtoste Atolle, besänftigte Geister: Auf einer abgelegenen Insel vor Papua-Neuguinea lässt Milda Drüke nach altem Brauch ein Auslegerkanu bauen - ein Unternehmen, das traditionell nur Männer in Auftrag geben. Die ungewohnte Gegenwart und Rolle der europäischen Frau im feststehenden sozialen Gefüge bringt alle Beteiligten zum Staunen, manchmal zum Zweifeln, und dennoch in vertrauensvolle Nähe zueinander.appentextEin Anruf lockt die Autorin Milda Drüke in den Pazifik: eine Einladung von Freunden, die sie vor Jahren bei ihrer Weltumsegelung kennen gelernt hat. Auf der Reise geschieht es, dass Milda Drüke mit Einheimischen auf einem traditionellen Auslegerkanu mitsegeln darf. Sie erfährt, dass das Boot aus dem Kanubaum geschnitzt ist, einer Baumart, die einst wie ein Mensch von einer Frau auf die Welt gebracht wurde. Ihr Blut sei bis heute in jedem Kanubaum zu sehen, sein Inneres so rot wie das Innere des Menschen. Die Legende und die Fahrt auf dem Kanu wecken in Milda Drüke einen spontanen Wunsch: Sie möchte ein solches Kanu entstehen sehen, vom Fällen des Kanubaumes bis zum Stapellauf. Tatsächlich gelingt es ihr, alle Schwierigkeiten zu überwinden und zur Auftraggeberin für den Bau eines großen Auslegerkanus zu werden. Dafür verpflichtet sie sich, die Arbeiter - fast alle männlichen Dorfbewohner - mit Fischkonserven der Marke Solomon Blue zu entlohnen, die begehrter sind als frischer Fisch aus dem Meer. Unvorhersehbare Ereignisse unterbrechen die wochenlange Arbeit, die von zwei Kanubaumeistern geleitet wird, immer wieder. Wie Milda Drüke es dennoch schafft, in diesem so fremdartigen Umfeld, in dem Frauen Ferkel zum Säugen an die Brust legen, die Balance zu halten, schildert sie in einer atmosphärischen Sprache, die das Wesen ihrer melanesischen Gastgeber behutsam widerspiegelt. Aufgrund ihrer Beobachtungsgabe und Fähigkeit, genau zu beschreiben, entfaltet die Erzählung einen Sog, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Milda Drüke hat Respekt vor der anderen Kultur, sie bewertet und idealisiert nicht, sie lebt einfach mit. So ist dieses Buch ein Reisebuch im allerbesten Sinne: ein Buch über das Unterwegs-Sein, über die Begegnung mit dem Meer, mit sich selbst; aber auch ein Buch über das Sich-Fügen, das Warten, das Paradox der Zeit - und die Einsicht: Alles ist möglich.