Die Kulturgeschichte des frühen Mittelalters ist stark geprägt von Gold, das in verschiedenen Formen wie Besitz, Raub und Zurschaustellung eine zentrale Rolle spielt. Trotz der hohen kulturellen Bedeutung des Goldes wurde seine Semantisierung in dieser Epoche bisher nicht umfassend untersucht. Archäologische Funde, wie Grabbeigaben und Schätze, verdeutlichen den Stellenwert des Metalls. In der Heldendichtung wird Gold ebenso hervorgehoben: Helden tragen goldene Rüstungen, Herrscherinnen sind prunkvoll geschmückt, und der Raub von Gold hat schwerwiegende Konsequenzen. Diese Beobachtungen führen zur zentralen Frage nach der kulturellen Bedeutung des Goldes in der europäischen Heldendichtung des frühen Mittelalters. Der Band untersucht diese Thematik im Dialog mit der Archäologie und unter Verwendung von Methoden der historischen Narratologie, Anthropologie und Geschichtswissenschaft. Dabei wird die Bedeutung goldener Gegenstände im Kontext der erzählten Welten der volkssprachigen und lateinischen Literaturen Mittel- und Nordeuropas beleuchtet. Auffällig ist, dass in den Texten goldene Artefakte oft geraubt, präsentiert oder geschenkt werden, während die Praxis des Schmelzens und Wiederverarbeitens kaum thematisiert wird. Der Wert imaginierter Gold-Dinge hängt nicht nur vom Material ab, sondern auch von der spezifischen Geschichte ihrer Herkunft und Weitergabe.
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- 2019