Wiedervereinigungspolitik im Widerstreit
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Die erfolgreiche Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 scheint die Folgerichtigkeit der Adenauerschen Deutschlndpolitik bestätigt zu haben. Tatsächlich aber war sein Ansatz, die konsequente Westintegration der jungen Bundesrepublik, bis weit in die 50er Jahre hinein umstritten, weil sie Mittel einer gegen die Sowjetunion gerichteten militärischen Eindämmungspolitik war und damit die Einheit zu verhindern schien. 1) Alternative Vorstellungen waren weniger vom Modell einer gesamtdeutschen Neutralität beeinflusst, sondern griffen auf Maximen der Stresemannschen Außenpolitik zurück. Die Westbindung sollte so ausgestaltet werden, dass sie Raum für substantielle Sicherheitsvereinbarungen mit der Sowjetunion ließ. 2) Eine andere Deutschlandpolitik wurde von mehr Politikern und Beamten länger und nachhaltiger gefordert, als bisher bekannt war. Der richtige Weg zur Einheit war bis zur Genfer Viermächtekonferenz 1959 Gegenstand ständiger Auseinandersetzungen - zeitweise auch in der unmittelbaren Umgebung Adenauers - und beschränkte sich nicht auf wenige spektakuläre Anlässe. Erst vor und während dieser Konferenz, einer Folge des sowjwtischen Berlin - Ultimatums, reifte die Einsicht, dass eine Wiedervereinigung auf absehbare Zeit weder auf die eine noch auf die andere Weise zu erreichen war. Deutschlandpolitik bestand fortan darin, die Folgen der Teilung zu mindern.