"Dâ hoeret ouch geloube zuo"
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Die germanistische Forschung hat von ihren Anfängen bis in unser Jahrhundert eine folgenreiche Neigung gezeigt, die handschriftliche Textüberlieferung nach Maßgabe je eigener Vorstellungen und Interpretationsansätze zu missachten - sei es in der textkritischen 'Rekonstruktion' eines sogenannten „Urtextes“, sei es in der Frage der Zuschreibung bzw. (mehr noch) der Aberkennung von Einzelstrophen oder auch ganzen Liedern. Nicht zuletzt als Folge der beharrlich vorgetragenen Zweifel und der durch Unvoreingenommenheit erhellenden Studien von Günther Schweikle hat sich innerhalb der Minnesang-Philologie eine Richtung etabliert, die der Überlieferung der Textzeugnisse ein größeres Eigengewicht und höhere Beweiskraft zugesteht - sowohl in der Diskussion der „Lesarten“ und ihrer möglichen Hierarchisierung als auch in der durch Falsch-, Mehrfach- oder fehlende Autor-Zuweisungen erschwerten Verfasserfrage, wofern diese nicht im Zusammenhang mit einem dekonstruktivistischen Ansatz als vollends obsolet erklärt wird. Die Stuttgarter Tagung unternahm erstmals den Versuch, diesen jüngeren Tendenzen in der Minnesang-Forschung Rechnung zu tragen und die Systematisierung der neuen Ansätze zu fördern.