Reflexionspoesie
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Die im Grenzterrain von Literatur- und Sprachwissenschaft angesiedelte Studie bietet eine Gesamtdeutung der Bernhardschen Prosa und erweitert das gängige Bild des Autors entscheidend. Franz Eyckeler stellt erstmals einen Zusammenhang her zwischen Bernhards fundamentaler Sprachskepsis eigener Prägung, dem erkenntnistheoretischen Relativismus, der hochrhetorischen, gleichsam musikalischen Form seiner Texte sowie den sie bestimmenden poetischen Prinzipien: Perspektivismus, groteske Komik und Humor. Von Montaigne, dem späten Wittgenstein und vor allem – hier erstmals nachgewiesen – von Nietzsche her fällt neues Licht auf Bernhards oft mißverstandene Prosa. An die Stelle der unzugänglichen Wahrheit tritt der in permanter Reflexion sich äußernde Wille zur Wahrheit, denn der Erkenntnistrieb selbst ist nicht auszulöschen. Die aus dieser Einsicht resultierende Existenzdeutung wird performativ vollzogen und durch lektüresteuernde, sinnesphysiologisch wirkende rhetorische Mittel erlebbar. Bernhards Texte haben Ereignischarakter – Franz Eyckelers Synthese literaturwissenschaftlicher und deskriptiv linguistischer Sichtweisen erhellt dies eindrücklich.