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Auf geflickten Strassen

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Der Mythos vom Neubeginn der deutschen Literatur nach der Kapitulation, von Stunde Null und Kahlschlag, lässt sich kaum irgendwo exemplarischer prüfen als in München. Die weitgehend zerstörte „Hauptstadt der Bewegung“ wurde zum kulturellen Zentrum der US-Besatzungszone, zum turbulenten Sammelpunkt für Künstler, Literaten, Intellektuelle aus allen Himmelsrichtungen und zur großen Experimentierbühne eines „Überfrühlings der Künste“ (Erich Kästner). Hier begann die Re-Education mit der unerhört lebendigen „Neuen Zeitung“, hier zog das literarische Kabarett der „Schaubude“ Zehntausende von Zuschauern an, hier wetteiferten einige Dutzend Kulturzeitschriften bis hin zum legendären „Ruf“ (der Keimzelle der Gruppe 47), hier fanden entlarvende Kontroversen um die Rückkehr der Emigranten statt, hier stiegen die ersten Verleger zu schnellen Millionären auf (wie Kurt Desch) oder scheiterten unter Kommunismusverdacht (wie Willi Weismann). Das einstige „Gegenberlin“ war auch ein Hauptort jener literarischen Traditionalisten, die in der Inneren Emigration ausgeharrt hatten oder biedersinnige Mitläufer des Regimes gewesen waren. Von Alfred Andersch bis Ernst Wiechert, von Wolfgang Koeppen bis Eugen Roth, von Erich Kästner bis Günter Eich reichte die überaus heterogene und widersprüchliche literarische Szenerie des München der Jahre 1945 bis 1949. Sie wird in Reinhard Wittmanns Essay erstmals mit ihren Facetten anschaulich skizziert, auch mit bisher unveröffentlichtem Material aus dem Literaturarchiv der Monacensia.

Parameters

ISBN
9783927743205
Publisher
A-1-Verl.

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1995

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