Kurzer Bericht über drei Entscheidungen
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Im Archiv des tschechischen Innenministeriums hat Marie Jirásková unlängst die Gestapo-Akte Milena Jesenskás (1896-1944) ausfindig gemacht, die erstmals die Hintergründe der Verhaftung der Prager Journalistin und Widerstandskämpferin im November 1939 aufdeckt. In einer fesselnden literarischen Reportage rücken neben Milena Jesenská zwei weitere schillernde Figuren in den Blickpunkt des Geschehens: Joachim von Zedtwitz, der ihr bei der Untergrundtätigkeit behilflich war, und Jaroslav Nachtmann, ein Geheimdienstspitzel, der sie an die Gestapo auslieferte. Die Geschichte der aus versiegelten Säcken einer Sonderabteilung der tschechischen Staatssicherheit zutage geförderten Dokumente mit ihren menschlichen Verstrickungen mutet bisweilen an, als sei sie der Phantasie eines Graham Greene entsprungen. Der Anhang des Bandes enthält bislang unveröffentlichte Artikel Milena Jesenskás aus der Zeit der deutschen Okkupation. Die legalen, unter den Augen des Zensors entstandenen Texte zeugen von ihrer literarischen List; das für den Untergrund geschriebene Pamphlet »An die tschechischen Frauen« erstaunt ob seiner ungeschminkten Radikalität.