Die Heilkunst der Philippine Welser
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In Leder gebunden liegt auf Schloß Ambras in Tirol ein Kleinod der Medizingeschichte: das Rezeptbuch der Philippine Welser (1527-1580). Es enthält das heilkundliche Wissen einer Frau, die seit ihrer Jugend Kräuter gesammelt, Rezepte studiert und Kranke geheilt hat. Und Philippine Welser war nicht irgendeine Frau. Ein Jahr vor ihrer Geburt hatte Kaiser Karl V. ihrer Familie Venezuela verpachtet. Das Kaufmannsgeschlecht der Welser, in seinem Reichtum dem der Fugger durchaus ebenbürtig, erreichte damit den Höhepunkt seiner Macht. Und die „schöne Philippine“, von der schon bald die ganze Stadt sprach, erhielt eine Bildung, die über Handarbeit und Kochkunst hinaus das Kaufmännische sowie die fließende Beherrschung des Italienischen einschloß. Im Alter von 29 Jahren lernte die blonde Patrizierin in Bresnitz (Böhmen) den Sohn König Ferdinands, des späteren Kaisers kennen. Aus der Romanze der beiden wurde eine Liebe, die trotz Eheschluß lange Zeit geheim bleiben mußte, da auch eine Welser für einen kaiserlichen Schwiegervater bloß eine Bürgerliche war. So war es eine dramatische Zeit, die die Liebe der beiden auf so manche Probe stellte, bis mit der Herrschaft über Tirol ein neues Leben für das Paar begann. Die Historikerin und Germanistin Sigrid-Maria Größing läßt das Leben der schönen Welserin wie einen großartigen Film mit rauschhaftem Höhepunkt vorüberziehen. Die von ihr vor dem Hintergrund medizinischer und volkskundlicher Aspekte erschlossenen Rezepte geben einen unmittelbaren Einblick in das Lebensgefühl jener Zeit.