Livingstones Gefährten
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Wir alle, so lehrt uns Nadine Gordimer mit ihren Erzählungen aus den späten sechziger und frühen siebziger Jahren, sind Livingstones Gefährten, wir, die wir nach Afrika fahren, dort leben oder auch nur darüber lesen. Denn mehr als jeder andere Mensch hat Livingstone, der berühmte Missionar und Forschungsreisende, die Konfrontation zwischen Europa und Afrika zu verantworten - eine Konfrontation, die heute noch offen oder kaschiert fortgeführt wird. Gordimers Geschichten kreisen vornehmlich um das Verhalten der privilegierten südafrikanischen Weißen, die sich zwar um Distanz zum System bemühen und gerne ihre liberale Einstellung zur Schau stellen - nach wie vor aber in 'rassistischen' Denkschemata befangen bleiben. Vor allem in ihrer Kurzprosa erweist sich Nadine Gordimer als präzise Beobachterin kleiner menschlicher Dramen, deren Bezug zum politischen Hintergrund auf unaufdringliche Weise gegenwärtig bleibt; als Balancekünstlerin, die es fertigbringt, ihre Protagonisten, und zwar weiße wie schwarze, mit ironischem Abstand und gleichwohl mit Sympathie darzustellen.