Schwules Leben in der Provinz
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Wenn über Lebensumstände und Alltag schwuler Männer empirisch geforscht und theoretisch reflektiert wurde, standen in der Vergangenheit vor allem Mittelschichtsmänner in großstädtischen Ballungsräumen im Mittelpunkt. Ein Wissensdefizit besteht in Hinsicht auf schwules Leben außerhalb der Zentren. In der Absicht, diesem Mangel abzuhelfen, legt Bochow hier die Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie vor; sie basiert auf intensiven Gesprächen mit 40 schwulen Männern in Niedersachsen, die außerhalb der Großstädte Hannover und Braunschweig leben. Die Fragen und Antworten richten sich auf die Umstände des Coming Out und die Informationskontrolle in bezug auf die eigene Homosexualität, auf die vorhandenen Freundschaftsnetzwerke und die Lebenssituation in Kleinstädten und auf dem Lande, auf die Kontakte zur großstädtischen Schwulenszene und auf das Risikomanagement im Hinblick auf HIV und Aids. Die Studie belegt ein hohes Maß an Zufriedenheit mit der erreichten Lebensqualität, dokumentiert aber auch die von den Interviewpartnern verspürten Defizite in ihrer Lebenssituation. Relative Offenheit der Lebensstile und Behutsamkeit in der Selbstrepräsentation als homosexueller Mann kennzeichnen die Mehrheit der Befragten. *** „Bochow argumentiert in dieser Studie umsichtig. Er belegt sein Bild der Lebensqualität Schwuler auf dem Lande mit zahlreichen Zitaten aus seinen Interviews und ergänzt es durch Bezug auf wissenschaftliche Arbeiten. Für Sozialwissenschaftler eignet sich die Studie hervorragend als Ausgangsbasis z. B. für vergleichende Studien zur Lebenssituation lesbischer Frauen. Das niedersächsische Sozialministerium kann stolz sein, diesen Meilenstein der Schwulenforschung finanziert zu haben.“ (Queer)