Liebe, Lust und Leid
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Die Beiträge des vorliegenden Bandes zielen mit der Frage nach kulturellen Repräsentationen von Empfindungen im allgemeinen bzw. nach der Gefühlskultur um 1900 im besonderen auf eine Kategorie mit religiösen, ästhetischen, moralischen, philosophischen, anthropologischen und naturwissenschaftlichen Dimensionen. Bestimmte Phänomene, die sich in der Gefühlskultur der Jahrhundertwende beobachten lassen, berechtigen zur Annahme eines ersten „Informalisierungsschubes“ (N. Elias) um 1900. Der neue Modus der repressiven Freizügigkeit bzw. freizügigeren Repression geht einher mit einer neuen Qualität der Differenz von Fühlen, Handeln und Beobachten. Zugleich scheint sich allmählich ein Wandel von einem bislang vor allem durch Textmedien zu einem zunehmend durch Bildmedien bestimmten Gefühlskult zu vollziehen. Im Mittelpunkt stehen neben literarischen Formationen und realhistorischen Betrachtungen des Fühlens, Liebens, Leidens und der Lust, auch kulturelle Repräsentationen, Imaginationen und Projektionen in und durch Bilder (Illustrierte, Photos, Film). Diese Rede von und über Liebe, Lust und Leid ist als Element des kulturellen Selbstbeschreibungsprogramms um 1900 zugleich Ausdruck von Zivilisationskritik und negativer Utopie.