Das Verschwinden von Franz Jung
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»Niemand kennt die Regeln. Man weiß lediglich: der Typus, der hier tätig ist, vereitelt nicht nur seinen Erfolg, er vereitelt auch seinen Ruhm. Keine Nachfolge. Keine Schule. Keine Wiederkehr. Die Übereinkünfte gebrochen, die Erwartungen enttäuscht, die Beweggründe im Dunkeln. Ein Leben im Verschwinden.« So beginnt Fritz Mierau, Slawist, Literaturwissenschaftler und Franz Jung-Forscher, seinen neuen Essay. Der Autor geht dem Geheimnis nach, aus dem sich das bewegende Lebensmotiv von Jung zusammensetzt. So stehen im Mittelpunkt dieser brillanten Untersuchung nicht die äußeren Fakten, wie sie von den Ereignissen hervorgebracht werden, sondern die innere, die geistige Konstitution, aus der heraus sich Franz Jungs Lebensweg als exemplarisch verstehen läßt. Die Dramatik wird umgekehrt. Das Abenteuerliche und Hochstaplerische der Person Jung wird nicht ausgeschmückt, die bewegenden intellektuellen Motive dagegen freigelegt. Fritz Mierau zeigt, welche Rolle Expressionismus, Dada, Spartakus, Psychoanalyse und Ökonomie spielen, wie die literarische und politische Existenz, deren gegensätzliche Identitäten – Börsenjobber, Deserteur, Schiffsräuber und Fabrikleiter in Rußland – in der Person Jung zusammenwirkten. Eine äußerst spannende Frage, bietet Jung sich nicht nur als prototypische Figur des 20. Jahrhunderts an, sondern auch als deren Gegenbild. Eine sensible und kundige Biographie über eine der schillerndsten Figuren der Literaturgeschichte.