Michelangelo Naccherino
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Seit den frühen 70er Jahren des 16. Jahrhunderts erlebt Florenz einen wahren Exodus arbeitssuchender Marmorbildhauer, weil die großen Aufträge ausbleiben. Namhafte Meister - u. a. Pietro Bernini, Stoldo Lorenzi, Taddeo Landini - sowie eine ganze Heerschar von Steinmetzen wandern ab in die religiösen Zentren nach Rom, Neapel und Mailand, um dort ihr Glück zu versuchen. Einem der wichtigsten Vertreter dieser Generation wird hier erstmals in einer wissenschaftlich fundierten Monographie nachgegangen: Michelangelo di Domenico (1550-1622), der von seinen Florentiner Akademielehrern Giambologna und Vincenzo de Rossi wegen seiner künstlerisch-biographischen Affinität zum großen Buonarroti schon als Junge „Michelangelo Naccherino“ (der kleine Michelangelo) genannt wird. 1574 geht er nach Neapel, der spanisch regierten „Hauptstadt der Gegenreformation“, und avanciert dort zum führenden Bildhauer Süditaliens. Als Antikenrestaurator steht er im Dienst der Vizekönige, beteiligt sich mit Brunnenskulpturen an urbanistischen Großprojekten, arbeitet gleichzeitig für Hochadel, Klerus und Bürgertum, vor allem Grabmäler mit Porträtfiguren, und verschickt Skulpturen über die Grenzen Neapels hinaus nach Sizilien, Kalabrien, Madrid und zuletzt an den Florentiner Hof, wohin er sich kurz vor seinem Tod mit einer Reihe lebensgroßer Marmorfiguren empfiehlt. Begleitet man Naccherino auf seinem Weg von der alten in die neue Metropole, stößt man unweigerlich auf die neuralgischen Punkte in der Entwicklung der späten Cinquecentoskulptur und hat dabei Gelegenheit, sich mit den tiefgreifenden Umwälzungen des Geisteslebens zu Beginn des 17. Jahrhunderts vertraut zu machen.