Einst und jetzt
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Joseph Heller hat seine Autobiographie geschrieben - eine Autobiographie ganz eigener Art. In unaufgeregtem und manchmal fast lässigem Ton erzählt er von seiner Kindheit und Jugend auf Coney Island, von seiner Studienzeit nach dem Krieg und seinem Werdegang als Autor. Dabei verfährt er nicht streng chronologisch, sondern eher assoziativ. Vor allem aber führt er in überzeugender Weise das Wirken der Erinnerung als einen hochgradig selektiven und parteiischen Prozeß vor. So berichtet er beispielsweise über die Jahre als Pilot im Zweiten Weltkrieg recht wenig, obwohl ihn das Kriegserlebnis, wie wir aus Catch 22 wissen, stark erschüttert haben muß. Auch die schwere Nervenerkrankung, die ihn 1981 für neun Monate fast vollständig lähmte, wird nur beiläufig erwähnt. Es scheint fast, als habe sich Heller nicht auf die großen und auffälligen Ereignisse seines Lebens einlassen wollen, sondern eher auf ihren farbenfrohen, detailreichen Fond. Hellers Erinnerungen enden, wo sie begonnen haben - auf Coney Island, dem ehemaligen Vergnügungsviertel der New Yorker. Allerdings ist die glitzernde Welt seiner Kindheit verschwunden, die ehemaligen Freunde haben sich in alle Winde zerstreut - und die alten, nostalgischen Coney-Island-Traditionen sind neuen Moden gewichen. Nicht zuletzt ist Heller selbst zu einem literarischen Denkmal geworden. Um so sympathischer ist es, wenn seine Autobiographie einen gelassenen, heiteren Umgang mit Erinnerung vorführt, der nirgends auf Selbstinszenierung oder gar Eigenlob abzielt.