Kurier zwischen den Lagern
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Der Schriftsteller und Langstreckenläufer Günter Herburger fasst am Start das Ziel ins Auge, sein Ziel ist sein Ausgangspunkt: die Herkunft. Vom derzeitigen Punkt der Strecke wird - entgegen der üblichen Chronologie von 'Leben und Werk' eines Schriftstellers - eine Rückschau versucht, aus dem sich der gegenwärtige Ausdruck des Schreibens erklären lässt. 'Manchmal, wenn ich die Augen schließe, trotzdem aber weitergehe, überkommt mich ein Vertrauen, als gebe es keine Unordnung, sondern überall entstünden insgeheime Beziehungen.' (Die Liebe. Eine Reise durch Wohl und Wehe). Wer von 'insgeheimen Beziehungen' weiß, geht über reine Klage hinaus, lässt auch den beschwörenden Schamanen in der Luft hängen, entwirft stattdessen die Welt als eine, die sich in der Poesie erholen kann, ohne vom Menschen vernichtet zu werden. Dazu bedarf es der Brache, der unaufgeräumten Ecken, der Schuttplätze, der Geheimnisse abseitiger Bahnhofswinkel, denn so wenig wie Kinder braucht Herburger in seiner Poesie eine künstlich zusammengeleimte Ganzheit. Im zufälligen Fundstück, und sei es auseinandergefallen, verweht oder vermeintlich sinnentleert, liegt genug, was der Betrachtung wert ist. Herburger sammelt es, komprimiert es und führt es zu einer Poesie, die in solcher Form derzeit von keinem anderen deutschen Schriftsteller geleistet wird.