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Der Blick durch die Wand

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Der Theaterzuschauer schaut zu. Der Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist nur scheinbar trivial. Denn was für unser heutiges Verständnis vom Zuschauer als bloßem Zuschauer eine Selbstverständlichkeit ist, war für das 18. Jahrhundert eine radikale Neuerung. Denis Diderots Forderung nach der berühmten ›Vierten Wand‹, einer imaginären Trennwand zwischen Schauspielern und Publikum, die nur für die Blicke der Zuschauer durchlässig sein sollte, markiert eine tiefgreifende historische Zäsur – nicht nur in der Theatergeschichte. Mit dem Blick durch die Wand entsteht der Mensch als Beobachter, der sich selbst und anderen fremd geworden ist. Diese sowohl von der Theater- wie von der Literaturwissenschaft bislang vergessene Geschichte des modernen Zuschauers ist Thema dieses Buches. Gegenstand der Untersuchung sind nicht allein reale theatergeschichtliche Veränderungen, sondern vor allem literarische und theoretische Texte. Rekonstruiert wird hier erstmals eine Diskursgeschichte des Zuschauens und ihre Verknüpfung mit sprach-, kunst- und kommunikationstheoretischen Umbrüchen des 18. Jahrhunderts. So kann nicht nur ein völlig neues Licht auf ein zentrales Theorem der französischen Aufklärung geworfen werden, sondern auch – mit der vergleichenden Analyse ästhetischer Schriften Lessings und Herders – auf die französisch-deutsche Diskussion um den Menschen und seine Medien.

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Der Blick durch die Wand, Johannes F. Lehmann

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