Böhmens Urslaven und ihr troianisches Erbe
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Dieses Buch stellt zuallererst die Frage, woher die im Frühmittelalter nach Zentralböhmen eingewanderten Slaven kamen. Die Antwort überrascht: von der griechischen Adriaküste und den Ionischen Inseln. Also von da, wo der Mythos von Troia, wo Odysseus und Aeneas, wo Helenos und Neoptolemos in der Erinnerung des Volkes verwurzelt waren. Augenfällig sind Spuren, die von Korfu, dem vermeintlichen Land der Phaiaken, unmittelbar nach Prag führen. Andere Residua des troianischen Mythos haben sich in prominenten böhmischen Orts- und Gewässernamen konserviert, insbesondere aber in einer historischen Sage, die den Untergang der Lucanen schildert. Herausragend aus zahlreichen anderen Erkenntnissen ist die Feststellung, dass der Name von Troias Stadtburg auf Prag übergegangen ist oder der Spitzahn der Premysliden, der ersten tschechischen Herrscherdynastie, seinen Namen dem letzten König Troias, Priamos verdankt. Der uralte Wunsch vieler Völker, an große Vorbilder der Geschichte anzusippen, stellt das böhmische Beispiel sui generis den bekannten Fällen an die Seite, in denen Vergils Aeneas zum Ahnherrn der Römer und Julier, Priamos zum ersten König der Franken oder Brutus als Urenkel des Aeneas zum Stammvater der Briten avancierten. Die namenkundlich, historisch, archäologisch und mythologisch argumentierende Arbeit hat bei der Neubeurteilung der Anfänge von Böhmen slavischer Geschichtebahnbrechenden Stellenwert.