Jungs, sagte der Igel
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Im Frühjahr des Kriegsjahres 1944 kommt der elfjährige Harti Kerstan aus Wilhelmshaven in ein Lager der Kinderlandverschickung, der 'Kaelfau'. Er erlebt dort die dramatischen Ereignisse des Kriegsendes in einer spartanischen Idylle, die beherrscht wird von der gleichermaßen furchteinflößenden wie beschützenden Gestalt des Lagerleiters, den die Schüler den 'Igel' nennen - gewiss kein Widerstandskämpfer, aber jemand, der die Verantwortung für die ihm anvertren Jungen auch dann noch ernst nimmt, als es für ihn unbequem oder gar gefährlich wird und der schließlich, im Herbst 1945, für eine glückliche Heimkehr sorgt, wie sie damals Tausenden verwehrt blieb. Der Erzähler und seine Freunde stehen den weltgeschichtlichen Vorgängen, die sich um sie herum vollziehen, verständnislos gegenüber; für sie vermischen sich Kissenschlacht und Stalingrad, Mutprobe und Bombenkrieg, Nachtmarsch und Kapitulation - der Untergang des „Dritten Reiches“ erfahren wie aus der Perspektive eines Geländespiels. Zwar beweisen die Jungen eine ironische Resistenz gegen allzu dick aufgetragene Kriegspropaganda, doch im Grunde sind sie den gegensätzlichen Interpretationen der Kriegsereignisse weitgehend hilflos ausgeliefert. Diese Verständnislosigkeit ist der beherrschende Eindruck, den die manchmal komischen, oft banalen und gelegentlich erschütternden Erlebnisse des Harti Kerstan vermitteln - und dies ist die Erfahrung einer ganzen Generation. Der Autor ist emeritierter Professor der Anglistik und Amerikanistik an der Bergischen Universität Wuppertal.