Wo andere Leute wohnen
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Im Dezember 1938, neun Monate nach dem »Anschluss« Österreichs an das Dritte Reich, verlässt Lore, ein zehnjähriges Mädchen, gemeinsam mit über hundert anderen jüdischen Kindern Wien mit einem Kindertransport. Für die nächsten sieben Jahre wird sie bei verschiedenen Gastfamilien in Großbritannien aufwachsen. Die Eltern können später mit einem Visum für Hausgehilfen nachkommen, ein Zusammenleben als Familie wird aber nie mehr möglich. 1948 geht Lore als Sprachlehrerin in die Dominikanische Republik, Anfang der fünfziger Jahre in die USA. Segal erzählt vom Kampf um die Persönlichkeit ohne den hilfreichen Kontext eines Elternhauses, einer heimatlichen Topographie und vertrauter Kultur. Die Jugendliche lernt im Exil, mit der unausgesprochenen Spielregel umzugehen, dass ihr Leben wohl gerettet ist, dass sie aber mit keinen weiteren Sicherheiten rechnen darf. Dieses Bewusstsein verhilft der Erzählerin zu ihrem außergewöhnlichen Sprechton. Er ist kühl und (selbst-)ironisch. Segals meisterhafte Erzählkunst setzt nicht auf Effekt, ihr intelligenter Humor nicht auf Emotionen – und doch ist »Wo andere Leute wohnen« ein unglaublich bewegendes Buch. Die bewegenden literarischen Erinnerungen an das Heranwachsen im Exil.