Jeanne d'Arc
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Kaum eine Persönlichkeit des Mittelalters stößt bis heute auf derart großes Interesse wie Jeanne d'Arc: Johanna von Orléans (1411-1431), das Bauernmädchen aus Domrémy, fühlte sich angesichts der drohenden Niederlage der Franzosen im Hundertjährigen Kreig zum Kampf gegen die Engländer berufen. Sie begleitete das französiche Heer und trug wesentlich zur Befreiung des belagerten Orléans bei. Nach dem Sieg von Patay, die die Krönung Karls VII. ermöglichte, geriet sie in englische Gefangenschaft und wurde 1431 der Zauberei angeklagt und als ketzerische Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Jeanne war, wie Heinz Thomas zeigt, entgegen nachträglicher Stilisierungen kein religiöses Maskottchen, sondern im Gefecht den militärischen Strategen durchaus gleichgestellt. Ihre Geschichte, voll des Verrats und raffinierter Intrigen, lässt viele Fragen offen: etwa das rätselhafte Zögern Karls VII., seine Heldin durch einen englischen Kriegsgefangenen auszutauschen. Der Autor bringt Licht in diese dunklen Episoden, indem er auf bislang unzureichend ausgewertetes Quellenmaterial zurückgreift. Er rekonstruiert die Biographie einer kämpferischen Frau, die schon mit zwölf Jahren ihr Leben in die eigene Hand nahm, ein von ihren Eltern für sie gegebenes Ehegelöbnis auflösen ließ und bald darauf begann, sich als Tochter Gottes und Schwester Jesu Christi zu sehen. Als sie starb, war sie nicht mehr als zwanzig Jahre alt, und doch kennt ihr kurzes Leben an Unbedingtheit, Kampf, Glanz und Dramatik kaum seinesgleichen.