Findelgeschichten
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Wenn es einen in mitteldeutschen und österreichischen Archiven an Quellen der frühen Neuzeit geschulten Historiker über die Forschung hinaus zur Reproduktion ganzheitlichen Lebens drängt, ist dies bei den meist dürren Notizen zu Kinderbettel, Zucht- und Waisenhaus etc. verständlich. Wer nahm sich denn eines Findelkindes an, gab es mit diesem Makel der Geburt überhaupt eine Perspektive in ständisch fest gefügten Gesellschaften, waren da Betteln, Obdach-Los, Hospital, Gefängnis nicht zwanghaft, und wie ging es weiter mit einmal Aufgegriffenen von der Straße? In lockerer Folge umschreiben 29 Miniaturen ein Findel-Schicksal, wechseln mit Geschichten seiner Weggenossen, Arbeitsherren, städtischen »Väter« im augusteischen Sachsen zwischen Leipzig und Dresden. Der Autor folgt hierbei dem Historiker Arthur E. Imhof, der in einem ähnlich ambitionierten Buch vor einem Jahrzehnt schrieb, es sei »ganz aus der Forschung der letzten Jahre entstanden«, doch habe er seine Geschichten »weitgehend erfunden«. Erfunden freilich als ein Historiker, der die Hintergründe kennt.