Burg und Kirche zur Stauferzeit

Die vorliegenden Ergebnisse der interdisziplinären Forschungen zu Aspekten des Burgenbaus, der Bautechnik, der Urbanistik und der Architekturikonographie präzisieren in vielfältiger Weise unsere Anschauungen von der Baukultur in dieser letzten Hochblüte des mittelalterlichen Kaisertums. Neu ist die gemeinsame Untersuchung von Profan- und Sakralbau, wobei diese Betrachtungsweise durchaus nahe liegt, da Bauherren und Baumeister oft an denselben Projekten beteiligt waren. Dieser Ansatz führt gerade für die Stauferzeit zu erstaunlichen Ergebnissen. Zahlreiche, oft wenig bekannte Bauwerke der weiteren Region des Tagungsortes (Pfalz, Baden, Elsass) wurden in Referaten dargestellt und neu untersucht, wie u. a. Worms, Gelnhausen, Babenhausen, Brauneck, Frauental, der Trifels und Marburg. In neuem Licht muss nun auch auf die normanisch-staufische Kunstlandschaft in Süditalien gesehen werden. Für die staufische Herrschaft erscheinen hier nun die normannischen Vorgängerbauten als besonders wichtig. Friedrich II. bleibt dabei wie immer eine schillernde Persönlichkeit: Eine Darstellung der Forschungsliteratur über ihn enthüllt erstaunliche Defizite. Eine eigene Sektion war dem facettenreichen Nachleben stauferzeitlicher Bauphänomene gewidmet, das sich nicht nur auf die wilhelminische Epoche beschränken lässt. Erstaunlich ist, wie dieses Nachleben bereits kurz nach dem Tod Friedrichs II. einsetzte, wie die Vorträge über das Brückentor von Capua und den Palazzo Vecchio in Florenz zeigten. Die Stauferrezeption im 19. und 20. Jahrhundert muss dagegen nach den Vorträgen über Maulbronn und die Hohkönigsburg weit differenzierter gesehen werden als bislang üblich. Die Landauer Staufertagung hat sich mittlerweile zu einem umfassenden Diskussionsforum namhafter Wissenschaftler entwickelt, so dass mit Spannung die weiteren Tagungsbände erwartet werden dürfen.