Franz Raveaux
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Der alternative Kölner Karneval hat Vorläufer im 19. Jahrhundert. Sein wichtigster Vertreter, Franz Raveaux (1810-1851), ist heute fast vergessen, obwohl er 1848 auch Kölns erster demokratischer Parlamentarier im deutschen Parlament war. Anhand von zahlreichen bislang zum Teil unbekannten Quellen erzählt der Theologe und Publizist Klaus Schmidt in anschaulicher Weise die Lebensgeschichte dieses Pioniers der Demokratie in Deutschland. Raveaux führte ein abenteuerliches Leben. Der Vorkämpfer für Recht und Freiheit im preußisch verwalteten Rheinland desertierte aus dem preußischen Heer, ging zur französischen Fremdenlegion, eröffnete auf der Hohe Straße in Köln ein Tabakgeschäft, gründete eine der ersten Kölner politischen Bürgerbewegungen und avancierte im Karneval zum gefeierten Büttenredner. Im Stadtrat wie auch in der närrischen Saison polemisierte und organisierte er erfolgreich gegen den Klüngel der Kölner Politik und Karnevalsgesellschaften. So hatte die Stadt es ihm zu verdanken, 1845 zwei Rosenmontagszüge zu erleben: neben dem etablierten noch einen alternativen mit ihrem Gründer Franz Raveaux. 1848 gewann Raveaux im ersten deutschen Parlament dank seiner kommunikativen und ausgleichenden Art eine reichsweit einflußreiche Stellung. Während der Revolution von 1848/49 kämpfte er in verschiedenen Teilen Deutschlands politisch und militärisch gegen die Vorherrschaft Preußens. Das Scheitern dieser demokratischen Bewegung richtete sich mit aller Macht auch gegen ihn: 1849 wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt und am Alter Markt in Köln wurde sein Name symbolisch an den Pranger geheftet. Nach einer längeren Flucht starb dieser frühe Kölner Demokrat 1851 an den Folgen des Exils in Belgien. Klaus Schmidt beschreibt den verschlungenen Lebensweg dieses engagierten und selbstlosen Menschens in narrativer Art. Trotz seiner wissenschaftlichen Akkuratesse verliert sich Schmidt nicht in unwichtigen Details, sondern zeichnet die großen Linien im Leben dieses stets öffentlich engagierten Mannes nach. Vor dem Auge des Lesers entsteht so ein konkretes und buntes Bild des privaten und öffentlichen Lebens in Köln in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schmidt setzt dem großen, aber fast vergessenen Sohn der Stadt ein ehrendes Denkmal - nicht aus Stein, sondern aus lebendigen und nicht selten vergnüglichen Erinnerungen.