45 Sekunden Erdbeben
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Aufzeichnung einer Überlebenden Das Erdbeben in der Türkei - ein Tagebuch für Jugendliche ab 13 Melis Özcan ist 14 Jahre alt, als am 17. August 1999 ein schweres Erdbeben ihre türkische Heimatstadt zerstört. Wie durch ein Wunder bleiben sie und ihre Familie am Leben. Doch nichts ist mehr so wie zuvor. Häuser und Straßen sind verwüstet und viele Freunde und Bekannte sind tot. Statt in der früheren Wohnung lebt die Familie nun im Freien in einem notdürftig errichteten Zelt aus Plastikplanen, ihrem „Plastikschlösschen“. Jeden Tag zerren neue Nachbeben an den Nerven der Überlebenden. In Tagebuchform schildert Melis Özcan, wie sie diese Zeit erlebt hat. Sie berichtet von Verzweiflung und Nächten voller Angst, aber auch von kleinen Momenten des Glücks. Autorenporträt: Melis Özcan, 1985 geboren, ist in der türkischen Stadt Yalova aufgewachsen. Am 17. August 1999 wurde ihre Heimatstadt von einem schweren Erdbeben fast vollständig zerstört. Wochen und Monate lang lebte sie zusammen mit zahlreichen anderen Überlebenden unter einer Plastikplane im Freien, bis es ihrer Familie gelang, nach Ankara überzusiedeln. Heute lebt sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Samsun. Die Tagebuchaufzeichnungen der 14-Jährigen wurden in der Türkei zu einem Bestseller. Leseprobe: Die erste Nacht werde ich nie vergessen. Um drei Uhr nachts wird unser Haus plötzlich durch einen schrecklichen Ruck erschüttert, schon bei der ersten Bewegung wache ich auf. Dann folgt ein Beben, das genau fünfundvierzig Sekunden dauert und mir so lang vorkommt wie fünfundvierzig Jahre. Meine Mutter ist wie verrückt, sie schreit: „Meine Kinder, meine Kinder!“ Ich suche im Dunkeln nach Deniz, meinem kleinen Bruder, der zu meinem Vater geflüchtet ist, ich umarme sein leeres Bett. Mein Vater hat seine Arme und seinen Körper wie ein Schutzschild über Deniz ausgebreitet und schreit trotzdem: „Wo ist Deniz?!“