Die Entwicklung des Luftpostverkehrs in Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg
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Wenn in Fachaufsätzen, Luftpostkatalogen und anderen Publikationen über den Neubeginn des deutschen Luftpostdienstes und über Erstflüge nach dem zweiten Weltkrieg berichtet wird, so beziehen sich die Autoren fast ausschließlich auf die Schilderung der Situation in den Westzonen bzw. in West-Berlin. Oft genug wird die Entwicklung in Ostdeutschland, die zugegebenermaßen zeitlich verzögert und weniger spektakulär verlief, gänzlich unterschlagen. Auch in Sammlungen deutscher Nachkriegsluftpost finden sich selten solche Belege, die die SBZ und frühe DDR berühren. Diese sind erst aus der Mitte der 50er Jahre häufiger, als es eine eigene Luftlinie der DDR gab, die sich zunächst noch namensgleich mit ihrer bundesdeutschen Schwester „Deutsche Lufthansa“ nannte und deren Erstflüge aerophilatelistisch gut belegt sind. Doch die Zeit vor 1956 ist selbst aerophilatelistischen Insidern nur lückenhaft bekannt, wobei sich die Kenntnisse oft nur auf die Luftpost anläßlich der Leipziger Messen beschränkt. Offizielle Publikationen der ehemaligen DDR und selbst die Betriebsgeschichte der ehemaligen INTERFLUG verwenden die stereotypen Formulierungen von der Übergabe des Flughafens Berlin-Schönefeld an die DDR-Behörden und der Schaffung eines eigenen Luftfahrtbetriebes (Kommuniqué‚ des Präsidiums des Ministerrates der DDR vom 28.4.1955). Über die Flughäfen auf dem Gebiet der DDR herrschte bis dahin (besatzungsrechtliches) Schweigen. Was die postalische Seite angeht, so wird die bekannte Verfügung 1/50 des „Amtsblattes der Zentralverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen der DDR“ zitiert, in der die Eröffnung des Luftpostdienstes zwischen der DDR, Berlin und Polen angekündigt wird. Auch hier liegt die Zeit davor weitgehend im Dunkeln. Um so erfreulicher war, dass die Archive des ehemaligen Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen, des Ministeriums für Verkehrswesen sowie des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der (ehemaligen) DDR in den 80er Jahren bereit waren, Unterlagen der unmittelbaren Nachkriegszeit zur Einsicht freizugeben. Der Autor, ein Kenner der Materie, präsentiert hier also vielfach Unbekanntes und viel Informatives zum Thema, das durch zahlreiche Dokumente und wertvolle Illustrationen bereichert wird.