Sophie Tieck - Leben und Werk
Authors
More about the book
„Ich glaube aber lieber Bruder das man gegen das weibliche Geschlecht ungerecht handelt.“ In der gesellschaftlich fixierten Rolle der Frau auf Haus und Familie lag die Ausgrenzung der Frau aus einer literarischen Öffentlichkeit begründet, die autonome Kunst von dilettantischer trennte. Über den ästhetischen Status der Literatur von Frauen entschied ein Literaturkanon, der notwendigerweise männlich konnotiert war. Diese Dominanz des männlichen Leitbildes sollte auch über den Stellenwert weiblicher Literatur entscheiden. Das nicht Akzeptierte und als Tendenzliteratur Eingestufte wurde vergessen. Sophie Tiecks Werk umfasst ein breites Spektrum. Sie schrieb nicht nur Briefe, sondern Romane, Erzählungen, Balladen, Gedichte, Märchen, Dramen und einen Essay. Schon aus dieser Gattungsvielfalt lässt sich ersehen, dass sie sich geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen nicht widerstandslos beugte, die Frauen von vornherein in festgelegte Grenzen verwiesen und die Zuordnung der Frauen zu bestimmten Gattungen aus ihrem Sozialcharakter ableiteten. Die Fülle des Lebens spiegelt sich in ihrem epochenumgreifenden Werk. Es nimmt die Zeiterscheinungen und die Widersprüche in sich auf, verarbeitet die jeweiligen epochenspezifischen ästhetischen Konzepte und zeigt die Schriftstellerin in ihrem Schwanken zwischen Aufbegehren und Resignation. Den Namen Sophie Tieck zu vergessen hieße, sie aus dem romantischen Literatur-System um 1800 auszuklammern, in das sie nachweislich integriert war und das sie zu eigenen schriftstellerischen Arbeiten beflügelte. 1 HERKOMMEN UND LEBENSWEG 2 SOPHIE TIECK IM AUTORSCHAFTSSYSTEM UM 1800 Historische und gesellschaftliche Faktoren: Das literarische Berlin Entstehung des autonomen Sozialsystems „Literatur“ Die besondere Rolle der Frau in diesem Literatursystem Persönliche Faktoren: Selbstbildung durch Lesen Engagement und Verwirklichungsmöglichkeiten im kollektiven Rahmen des romantischen Zirkels Gewinn von Autorschaft: Geschlechterdebatte Genre und Geschlecht Der Name der Autorin Die ambitionierte Schriftstellerin 3 GEDICHT UND ROMAN - STATIONEN IM SCHREIBPROZESS Flore und Blanscheflur - ein episches Gedicht: Das mittelalterliche Modell Das romantische Konzept zur Erneuerung mittelhochdeutscher Dichtung Die Bearbeitungsmethode der Dichterin Gattungsmäßige Einordnung Der Begriff der Liebe Evremont - ein Roman: Zeitgeist Einbindung in die Tradition und Widerständiges Anbindung an einen realistischen Diskurs Die brüchige Ordnung und das Streben nach Harmonie Das biedermeierliche Glück 4 SCHLUSSBEMERKUNG 5 CHRONOLOGISCHES VERZEICHNIS DER BRIEFE 6 LITERATURVERZEICHNIS