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Die Israelitische Kultusgemeinde in Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries) im 19. und 20. Jahrhundert

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Das Dorf Hainsfarth, 2 km südöstlich von Oettingen in Bayern gelegen, hatte um 1850 bei ca. 800 Einwohnern mehr als 300 Juden, die von den Fürsten von Oettingen-Spielberg nach und nach planmäßig angesiedelt worden waren. Die israelitische Kultusgemeinde dieses 'Judendorfes' hat im 19. und 20. Jahrhundert eine Entwicklung genommen, die nicht nur für das Landjudentum im Ries, sogar in ganz Bayern typisch gewesen ist: Wirtschaftliche Prosperität ermöglichte zunächst neue Anlagen von Mikwe, Volksschule, Synagoge und Friedhof. Als diese jedoch eben fertig wurden, begann ein beispielloser Aderlaß des Landjudentums. Zuerst waren es die großen Städte Bayerns und Württembergs, etwas später das 'Land der unbegrenzten Möglichkeiten', die eine starke Sogwirkung ausübten, der vor allem junge, mutige und unternehmungsfreudige Juden erlagen. Zurück blieben viele alte, kranke, unschlüssig zaudernde Menschen, die nach der Jahrhundertwende kaum mehr in der Lage waren, die hohen Kosten für die Seelsorge, die gemeindlichen Soziallasten und die teuren Baumaßnahmen allein zu tragen. Staatliche Hilfen setzten nur zögernd ein, kamen im ganzen zu spät und gingen schließlich im Ersten Weltkrieg unter. Die Zwischenkriegszeit war geprägt von wachsendem Antisemitismus, der die Lebensbedingungen auch für Hainsfarther Juden mehr und mehr einschnürte und zahlreiche Menschen ins Exil trieb. Die Reichspogromnacht im November 1938 leitete schließlich die Endphase einer Jahrhunderte langen Geschichte des Nebeneinander von Christen und Juden im Dorf ein. Am 10. August 1942 wurden die letzten zehn namentlich bekannten Juden aus Hainsfarth mit unbekanntem Ziel verschleppt und ermordet.

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2002

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