Düfte
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Der Geruch ist der stammesgeschichtlich älteste Sinn; er ist an vielen Regulationsmechanismen des Lebens beteiligt. Während der Geruchssinn im Tierreich Instinkte steuert und die Verhaltensweisen der Individuen kontrolliert, tritt beim Menschen die hedonische Komponente, der „Gefühlston“, ins Bewußtsein. Die emotionale Kraft olfaktorischer Sinneswahrnehmung beherrschte alle Weltkulturen seit dem Altertum. Duft erschien dem Menschen heilig, denn „Wohlgeruch ist der Atem des Himmels“ sagte Victor Hugo. Nach der ägyptischen Mythologie soll der Erfinder der Hieroglyphen und der Chemie, der ibisköpfige Gott Toth, die Priester in der Kunst der Parfümherstellung unterwiesen haben und jahrtausendelang waren ihre Kreationen allein den Göttern und Königinnen vorbehalten. Die Macht der Gerüche ergriff Dichter und Denker aller Zeiten. Wohlgeruch und Gestank dienten besonders den französischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts als wesentliche Quelle der Inspiration. Werke von Beaudelaire, Flaubert, Guy de Maupassant, Huysmanns, Emile Zola oder Marcel Proust sind dafür beredte Zeugnisse, lange bevor sich die Psychologie und Neurowissenschaften mit der seelischen Auswirkung der Gerüche auseinandergesetzt hatten. Mit der Klonierung von Geruchsrezeptoren durch Linda Buck und Richard Axel hat die Olfaktion seit 1991 eine gesicherte molekularbiologische Grundlage erhalten. Die Auswirkungen dieser Entdeckung führte zu einem entscheidenden Fortschritt der Geruchswahrnehmung, der hier eingehend diskutiert wird. Farbstoff markierte Gensonden helfen, spezifische Rezeptorproteine zu lokalisieren, um der olfaktorischen Chemorezeption auf die Spur zu kommen. Chemosensorische Signale können dadurch von der Riechschleimhaut bis in den Riechkolben des Vorderhirns verfolgt und dort kartiert werden. Mit dem Verstehen der komplexen Vorgänge beim zeitlichen und bildlichen Ablauf der Gehirnströme nach Geruchsevokation wird man dem Mysterium Duft näherkommen können. Die neutralen Bilder ereigniskorrelierter Duftstimulation mit der Hilfe der Kernspinntomographie liefern ein probates Mittel, um die Beziehungen zwischen Geruch, Erinnerung und Emotionen zu veranschaulichen. Das durch Duftsignale aktivierte limbische System wird dann nicht mehr eine Metapher für Geruchsereignisse bleiben, sondern ein lebendiges Bild von den Aktivitäten des Gehirns während des Geruchsvorgangs widerspiegeln, wo sensorische Informationen der Nase analysiert und in die Bereiche der Gedächnisbildung oder der kognitiven und affektiven Verarbeitung transferiert werden. So ist dem Erkennen, Erinnern und Benennen von Düften bis hin zum Ersetzten des Riechorgans durch elektronische Nasen ein breiter Raum gewidmet. Duft ist genetisch determiniert. Im Geruch sind Informationen über die Verschiedenheit des Erbguts enthalten. Diese spielen bei der Partnerwahl eine entscheidende Rolle. Liebe geht durch die Nase, sie steuert das sexuelle Verhalten des Menschen. Besitzt er dafür ein besonderes Organ, etwa den Sex-ten Sinn.