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"Die ganze merkwürdige Verlassenschaft"

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Die vorliegende Arbeit macht Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre (1829) neuerlich lesbar, indem sie den Roman im Kontext der Genese und Bedeutung von Goethes testamentarisch projektiertem „Supratext“, der Ausgabe letzter Hand, versteht. Die Wanderjahre, das machen die genauen Beschreibungen und Interpretationen ihrer Tektonik, Vorgangsbildung, Korrespondenzstrukturen, Lese-, Schreib- und Archivierungsprozesse evident, deuten innerhalb dieser letzten Werkausgabe, von der sie strukturell wie reflexiv sich bestimmt zeigen, auf einen poetologischen Gesamtzusammenhang, dessen Kennzeichen die Operationen von Sammeln und Zerstreuen, Trennen und Verbinden sowie die Inszenierungen von Konjunktivem und Disjunktivem sind. Deutlich wird in den hier vorgelegten Textlektüren, die den erzählerischen Implikationen der bedeutenden Themen- und Motivkomplexen des ‚Sammelns‘, ‚Lesens‘, ‚Webens‘ und ‚Wanderns‘ nachgehen, das Strukturgesetz des Romans, das aus polar veranlagten Denkfiguren des späten Goethe hervorgeht und dabei auf dasjenige deutet, was er selbst als „lebendige Einheit“ bezeichnete. Die Wanderjahre, indem sie derart zentrale Themen und poetische Signaturen wie ‚Mobilität‘, ‚Organisation‘ und (auf vieldeutige Weise) vor allem ‚Entsagung‘ im Spätwerk ihres Autors integrieren, sind eben kein schwächeres ‚Alterswerk‘, biographisch zu verorten und zu verkürzen, sondern eine komplexe und wohl kalkulierte ars combinatoria, deren textuelle Verfahren, poetische Spielformen und poetologische Reflexionen hier unter der Signatur der Entsagungspoetik anschaulich gemacht werden.

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2003

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