Die romanischen Westbauten in Burgund und Cluny
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Einige romanische Westbauten mittelalterlicher Kirchen in Burgund enthielten im Obergeschoss einen charakteristischen, heute verlorenen Bauteil in Form einer ins Langhaus auskragenden Apsisrundung. Die Autorin zeigt, dass die doppelgeschossigen burgundischen Westbauten ihren Ausgangspunkt in Cluny hatten. Die Kirchen von Vézelay, Paray-le-Monial und Tournus gehören zusammen mit den Resten der ehemaligen Abteikirche von Cluny zu den bedeutendsten und bekanntesten Werken mittelalterlicher Architektur in Burgund. Dennoch hat ein diesen Kirchen gemeinsames, auffälliges Merkmal in der kunsthistorischen Forschung bislang kaum Beachtung gefunden, nämlich der dem eigentlichen Kirchenraum vorgelagerte Westbau, ein eigenständiger, zweigeschossiger Baukörper. Während das Erdgeschoss durch Wandmalereien oder Reliefskulptur ausgezeichnet ist, wurde der sakrale Charakter des Obergeschosses durch eine die Westwand der Kirche ›durchbrechende‹, ins Langhaus auskragende Apsisrundung betont, die heute fast überall verloren ist. Erörtert wird die Frage nach der Funktion dieses Bauteils. In Einzeluntersuchungen werden Bauchronologie und Einbindung des Westbaus in die Klosteranlage erarbeitet und alle den Bauteil betreffenden Hinweise dargestellt. Davon ausgehend erfolgt eine Untersuchung der Verwendung und theologischen Bedeutung des für diese Westbauten überlieferten Namens galilaea. Die Erkenntnisse zeigen, dass die doppelgeschossigen burgundischen Westbauten ihren Ausgangspunkt in Cluny hatten und ihre Verbreitung bis ins 12. Jahrhundert hinein auf cluniazensisch beeinflusste Kreise beschränkt blieb. Als ein von Cluny ausgehendes Phänomen illustriert sie die bauliche Seite des von der historischen Forschung ausführlich beschriebenen cluniazensischen Totengedächtnisses.