Bestandsmanagement in Produktions- und Distributionssystemen
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Bestände in Industrieuntemehmen wurden im Zuge der Just-in-time-Logistik seit den 80er Jahren bis in die Mitte der 90er Jahre als nicht wertschöpfend und damit grundSätzlich unerwünscht angesehen. Entsprechend wurde in der betriebswirtschaftlichen Forschung der sinnvollen Planung von Beständen wenig Beachtung geschenkt. Andererseits beschäftigt sich die mathematisch orientierte Lagerhaltungstheorie seit 40 Jahren mit Modellen und Methoden zur Analyse von stochastischen Lagersystemen, wobei die exakte Analyse einfacher Systeme auf der Basis von Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Vorrang vor der Untersuchung komplexer realitätsnaher Systeme hat. Erst mit der ganzheitlichen Denkweise des Supply Chain Management (SCM) in den letzten Jahren wächst das Verständnis, dass Bestände umnittelbar mit den Produktion- und Transportprozessen längs der Supply Chain verknüpft sind und nur mit diesen zusammen sinnvoll geplant werden können. Dem Bestandsmanagement kommt damit im SCM eine große Bedeutung zu. Gleichzeitig sind auch in der Lagerhaltungstheorie approximative Ansätze zur Analyse mehrstufiger Lagersysteme entwickelt worden, die aber auf den Fall nur eines Produktes beschränkt sind und keine Produktionskapazitäten beachten. Pioneer-Arbeiten auf diesem Gebiet hat das Team von Ton de Kok an der TU Eindboven geleistet. Ergebnisse einer Kooperation des Verfassers mit der Doktorandin Sanne Smits aus diesem Team sind in die vorliegende Arbeit eingeflossen. Die Arbeit verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll sie die Funktion von Beständen in der Supply Chain und die Aufgaben des Bestandsmanagements untersuchen, strukturieren und präzise modellieren. Da diese Aufgaben stark branchen-abhängig sind, konzentriert sich der Verfasser auf Produktions-lDistributionssysteme in der Konsumgüterindustrie. Zum anderen geht der Verfasser die Planung von Sicherheitsbeständen in solchen Systemen an. Er betrachtet erstmalig die realistische Situation, dass der Lagerzugang über eine Produktionslinie mit begrenzter Kapazität erfolgt, auf der nacheinander mehrere Produkte aufgelegt werden, deren Dispositionen somit voneinander abhängig sind. Diese Situation ist für die Lagerhaltungstheorie Neuland. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Optimierung eines zyklischen Produktionsplans unter Einbeziehung von Sicherheitsbeständen. Die beeindruckenden Testergebnisse zeigen, dass diese integrierte Vorgehensweise gegenüber der deterministischen Optimierung mit anschließender Berechnung der Sicherheitsbestände erhebliche Kostenvorteile bringt. Die Arbeit verbindet die konsequente Orientierung an den Anforderungen der Praxis mit dem souveränen Einsatz des geeigneten Instrumentariums der stochastischen Analyse und der kombinatorischen Optimierung.