Praxis - Theologie - Religion
Authors
More about the book
Theologie und Kirche sind seit geraumer Zeit in der Legitimationskrise. In demokratischen Gesellschaften legitimieren sich Institutionen aus ihrer Relevanz für die Öffentlichkeit. Daraus ergeben für wissenschaftliche Theologie zwei Überlebensfragen: Wird die theologische Lehrbildung bewusst und kontrolliert im Bezug zu ihren gesellschaftlichen Bedingungen betrieben? Und was ist nötig, damit Systematische Theologie und Religionswissenschaft in bewusster Auseinandersetzung mit ihrem gesellschaftlichen und religiösen Kontext produziert werden können? Schäfers Untersuchung geht davon aus, dass Theologie heute sich im Zusammenhang gesellschaftlicher und multikultureller Beziehungen global und lokal verorten können und als dialogfähig erweisen muss. Dies leistet eine Theologie- und Religionstheorie, die auf die Soziologie Pierre Bourdieus zurückgreift. Religion und Theologie werden als unterschiedlich spezifische praktische Logiken aufgefasst, durch die symbolische und gesellschaftliche Beziehungen pragmatisch miteinander vermittelt sind. Damit versteht sich der Gesellschaftsbezug als selbstverständliches Element religiöser Praxis und theologischer Produktion. Die Theologietheorie entsteht im Dialog mit der ökumenischen Diskussion um kontextuelle Theologie, mit der philosophischen Hermeneutik und der klassischen Dogmatik. Theologie wird als religiöser Expertendiskurs mit Bezug auf unterschiedliche Praxisfelder entworfen, der aus der Relation zwischen Schrift und gesellschaftlichen Bedingungen seine Gestalt gewinnt und in der Dynamik von gesellschaftlicher Interessengegensätze positioniert ist. Damit entwickelt sich eine selbstkritische Wahrnehmungs-, Urteils- und Dialogkompetenz. Die Religionstheorie verankert Theologie im weiteren Zusammenhang des religiösen Feldes. In Auseinandersetzung mit subjektivistischen und objektivistischen Religionstheorien wird hier ein Begriff von Religion als praktischer Logik entworfen. Der pragmatische Zugang zur Religion eröffnet so auch der Theologie einen von metaphysischen Annahmen unbelasteten Zugang zum Dialog der Religionen. In einem Ausblick werden die Konsequenzen des Ansatzes für Ekklesiologie, Ethik und andere Themenfelder der Theologie skizziert.