Königtum und Gottesherrschaft
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„Nicht ich will über euch herrschen, und mein Sohn soll nicht über euch herrschen, Jahwe soll über euch herrschen!“ Mit diesen dem Richter Gideon in den Mund gelegten Worten formuliert das Alte Testament eine scharfe Antithese zwischen Königtum und Gottesherrschaft, die in der Umwelt des Alten Testaments ihresgleichen sucht. Die Herleitung dieser und der verwandten Aussagen im Richter- und Samuelbuch stellen für die kritische Rekonstruktion der alttestamentlichen Theologiegeschichte eine besondere Herausforderung dar. Handelt es sich dabei um Zeugnisse antimonarchischer Strömungen in der Frühzeit Israels oder um in wenigen Sätzen verdichtete Resultate theologischer Reflexion, die den Untergang der israelitischen und judäischen Königtümer zu bewältigen sucht? Reinhard Müller geht dieser Frage in einer Reihe voneinander weitgehend unabhängiger und sich gerade darum gegenseitig stützender Einzelexegesen nach. Zutage kommt eine in der Forschung oft vernachlässigte Vielstimmigkeit der alttestamentlichen Beurteilungen des Königtums. Die Auseinandersetzungen um die theologische Deutung des Königtums werden in der frühen Perserzeit verortet. Die kritischen Stimmen vertreten dabei kein politisches Programm, und von einer prinzipiellen Ablehnung staatlicher Gewalt kann keine Rede sein. Es ergeben sich deutliche Hinweise, daß die theologisch begründete Monarchiekritik für die Herausbildung der alttestamentlichen Bundestheologie eine nicht zu unterschätzende Bedeutung gehabt hat.