"Reisen ist leben, dann wird das Leben reich und lebendig"
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Von den 30 Auslandsreisen, die Hans Christian Andersen (1805-75) zwischen 1830 und 1873 unternahm – insgesamt verbrachte er 15 Jahre seines Lebens im Ausland – führten ihn nicht weniger als sechs – zwischen 1834 und 1872 – nach Österreich und vor allem nach Wien. Es gaben verschiedene Beweggründe, weshalb Andersen Österreich und Wien als Reiseziel wählte, und diese sollen nicht nur analysiert werden, sondern auch das Verhaltensmuster des Dichters en route soll untersucht werden – ein Verhaltensmuster, das, wie es sich zeigen wird, archetypischen Charakter hat. Vorerst können jedenfalls zwei Hauptgründe erwähnt werden: Wien wurde bereits um etwa 1830 als Weltstadt angesehen mit damals 400.000-450.000 Einwohnern, und als Hauptstadt eines Imperiums, das etwa 600.000 km² und mehr als 22 Millionen Einwohner umfasste. Wien war zu Andersens Zeit eine europäische Metropole, vielleicht weniger ein politisches als ein kulturelles Zentrum. Außerdem befand sich Österreich genau im Schnittpunkt zwischen Ost und West und für den, der auf den Balkan oder nach Italien reisen wollte, auch im Schnittpunkt zwischen Nord und Süd – gelegen zwischen Prag/München und Budapest/Triest. Es ist genau diese geographische Platzierung, die sich in mehreren von Andersens Reiserouten wiederspiegelt! Für Andersen selbst war Wien entweder ein Reiseziel an sich oder eine wichtige Zwischenstation auf Reisen, die weiter in den Süden oder Norden führten. Doch obwohl Österreich für Andersen in hohem Maße gleichbedeutend mit Wien war, fand er auch Anlass, andere österreichische Städte, die Natur, verschiedene Menschentypen und Episoden unterwegs zu schildern – Andersen war stets ein eifriger und präziser Beobachter!