Davos
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Davos, der Kanton Graubünden ist seit mehr als dreissig Jahren Gastgeber des „Annual Meeting“ des „World Economic Forum“, das sich selbst „als die bedeutendste weltweite Organisation“ versteht, „die Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zum Zwecke des sozialen und wirtschaftlichen Fortschrittes verbindet“. In den letzten Jahren ist dieses Davoser Jahrestreffen zunehmend in die Kritik von globalisierungskritischen Organisationen geraten, Davos selbst zu einer Brandstätte der sogenannten „Globalisierung“ geworden, eingezeichnet gleichsam in eine Landkarte, Topographie mit Seattle, Genua, Prag, Florenz, Evian etc…. Davos und Graubünden blieb in all diesen Jahren gleichsam der denkbar diskreteste Gastgeber, der wohl inzwischen Tausende von Polizisten und Millionen von Steuerngeldern zur Durchführung des WEF bereitstellt, sich selbst aber von aller Berührung, Auseinandersetzung, Debatte mit den Fragen der „Globalisierung“ ferngehalten hat. Das gleiche gilt für die Bündner Medien, die nach einer Art Hofberichterstattung der früheren Jahre sich nun ganz auf Polizeiberichterstattung konzentrieren. Zwar wird seit Beginn der Auseinandersetzungen um das WEF unaufhörlich die Notwendigkeit des Dialogs beschworen, gerade vom WEF und der Politik selbst, doch haben weder die Bündner Politik noch die Bündner Medien oder Institutionen in all diesen Jahren auch nur eine einzige Veranstaltung zu den Fragen der Globalisierung durchzuführen vermocht. Der vorliegende Band ist ein Versuch, essai, diese eigentliche Anonymität der Davoser Themen zu durchbrechen, indem er sich den Fragen der „Globalisierung“ anhand eben der Geschichte, Genealogie dieses Ortes Davos zuwendet. Dabei kommt insbesondere Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“, der Davos in den Status eines nicht nur literarischen Mythos erhoben hat und auch den Davosern Bildern Ernst Ludwig Kirchners, von denen der Autor eine ganz andere Lesart als die dominierende kunsthistorische vorschlägt, die Rolle von Generatoren, Katalysatoren zu. Intention des Autors ist vor allem der Versuch, die Worte, Begriffe anzusehen, zu reflektieren, die die Diskussion um die Globalisierung skandieren: diesen nicht zufällig lateinischen Begriff der „Globalisierung“ selbst und seine Geschichte, Kariere seit Kants Ausrufung des „Weltbürgertums“, die Begriffe des „Geistes von Davos“ und des „Dialoges“, des „Fortschrittes“, der Oekonomie und ihrer Abspaltung von der griechischen Bedeutung der oikonomia. Der Band ist so auch ein Versuch, Zeugenschaft, Zeitgenossenschaft wahrzunehmen, in und für Graubünden, Davos, die „Gastgeber“, die ja längst selbst von allen diesen Fragen der „Globalisierung“ bedrängt, umzingelt sind….