Die Seele und ihre Vermögen
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Kants Kritik der reinen Vernunft ist zweifelsohne der wichtigste philosophische Text der Neuzeit. In diesem Buch will Kant die Grenzen der Vernunft bestimmen. Was aber ist Vernunft? Kants Antwort: Ein Seelenvermögen. Die naheliegende Frage, was ein Seelenvermögen sei, wird von Kant allerdings nicht mehr beantwortet. Der Autor rekonstruiert Kants Verständnis dieses Begriffs unter Rückgriff auf die schulphilosophische Tradition des 17. und 18. Jahrhunderts. Dabei wird deutlich, dass Kant Seelenvermögen in der Nachfolge von Christian August Crusius und gegen Christian Wolff als real existierend annimmt. Wie aber können wir sie dann erkennen? Eine empirische Erkenntnis von Seelenvermögen wäre Sache der Psychologie, darf also in einer erfahrungsfreien Erkenntnistheorie, wie Kant sie vorschlägt, keine Rolle spielen. Folglich wird versucht, aus Schriften und nachgelassenen Texten Kants Kriterien für eine erfahrungsfreie Erkenntnis von Seelenvermögen zu rekonstruieren. Zwar scheitert dieser Versuch in letzter Instanz, jedoch lassen sich, wie der Autor in abschließenden Problemskizzen aufzeigt, auch aus diesem Scheitern wertvolle Rückschlüsse auf implizite Prämissen des Kantschen Denkens ziehen - seine ungeschriebene „Metaphysik des Mentalen“.