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Zeitgeschichtliche Katholizismusforschung

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Die 2003 erfolgte Teilöffnung vatikanischer Archive für die Zeit des Pontifikats von Papst Pius XI. (1922 – 1939) hat in der Öffentlichkeit große Erwartungen geweckt, die sich insbesondere an die deutsche zeitgeschichtliche Katholizismusforschung richten. Zeithistoriker antworten meist verhalten auf die Frage, ob aufgrund der jetzt zugänglich gewordenen Quellen sensationelle Neuigkeiten zu erwarten seien, und rechnen eher mit Korrekturen im Detail. Die Geschichte des deutschen Katholizismus ist nämlich bei näherem Hinsehen bereits besser erforscht, als man annehmen könnte, wenn man nur die immer gleichen Argumente aus dem öffentlichen Schlagabtausch kennt, wie etwa aus der Debatte um Papst Pius XII. Das Beispiel 'Zwangsarbeiter in kirchlichen Einrichtungen' zeigt aber auch, dass sich die Forschung manchmal erst um ein Thema zu kümmern beginnt, wenn die Öffentlichkeit bereits abgesicherte Antworten erwartet. Die 1962 begründete Kommission für Zeitgeschichte und die Katholische Akademie in Bayern nahmen diese Ausgangssituation zum Anlass für eine Tagung, die eine Zwischenbilanz versuchte. Drei Problemkreise standen im Vordergrund: Welche Ergebnisse kann die zeitgeschichtliche Katholizismusforschung vorweisen? Welche Fragestellungen wurden bisher vernachlässigt? Und: Welche Impulse, etwa durch internationalen und konfessionellen Vergleich oder durch methodische Anregungen, führen weiter? Im kritisch-argumentativen Gespräch zwischen den beteiligten Forschergenerationen wurde über die Brennpunkte 'Katholizismus und Antisemitismus', 'Katholische Kirche und Drittes Reich' sowie 'Kirche und Gesellschaft nach 1945' diskutiert. Die Reihe B: Forschungen in der 'Blauen Reihe' der Kommission für Zeitgeschichte wurde 1965 mit der Dissertation von P. Ludwig Volk SJ eröffnet, die sich mit der Stellung der bayerischen Bischöfe zum Nationalsozialismus befasste. Wenn jetzt nach 40 Jahren im Band 100 eine Bilanz der zeitgeschichtlichen Katholizismusforschung gezogen und dabei festgestellt wird, dass diese Fragestellung im Lichte neuer Quellen neue Aktualität bekommen hat, wird der aufmerksame Beobachter nicht wirklich überrascht sein. Seitdem sich aber erweist, dass die neu zugänglichen Quellen die Diskussion doch stärker beeinflussen, als zumindest diejenigen gehofft hatten, die lieber auf ihren alten Standpunkten beharrt hätten, hält die 'Vergangenheit, die nicht vergehen will', doch noch eine Überraschung bereit. Der Versuch einer Zwischenbilanz hätte deshalb zu keinem günstigeren Zeitpunkt unternommen werden können.

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2004

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