Ein Sänger gebrochener Linien
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Iosif Brodskij (1940-1996) stand dem »voyeuristischen« Genre der Biographie äußerst skeptisch gegenüber. Dabei weist der bewegte Lebenslauf des gebürtigen Leningraders zentrale Elemente einer charismatischen Dichterbiographie auf: der skandalöse Prozeß wegen Schmarotzertums 1964, die Verbannung in den Norden, die Emigration in die USA im Jahre 1972 und schließlich die weltweite Anerkennung, gipfelnd im Literaturnobelpreis. Jens Herlth untersucht die Strategien, mit denen Brodskij gegen die Zumutungen tradierter Dichterkonzepte und biographischer Vereinnahmungen anzuschreiben suchte. In seiner Ablehnung der äußeren Zugriffe artikuliert sich vor allem ein Beharren auf der Deutungsmacht über das eigene Werk. Gleichwohl ist Brodskijs Selbstdarstellung keineswegs frei von Selbststilisierung. Diese Studie arbeitet die poetologischen, narrativen, rhetorischen und performativen Verfahren heraus, die dabei zur Anwendung kommen, und liefert einen umfassenden Überblick über das Gesamtwerk des Dichters.