Wirtschaftsberichterstattung und Wahlen
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Oliver Quiring untersucht Einflüsse der Wirtschaftsberichterstattung von Fernsehnachrichten auf wahlrelevante Vorstellungen der deutschen Bevölkerung im Zeitraum von August 1994 bis September 1998. Die Studie Setzt Wirtschaftsindikatoren des Statistischen Bundesamtes, Inhaltsanalysedaten zur Wirtschaftsberichterstattung der Fernsehnachrichten und des dpa-Basisdienstes sowie Umfragedaten zu Wirtschaftsfragen und politischen Vorstellungen der Bevölkerung in einen systematischen Zusammenhang. Quiring weist nach, dass den Fernsehzuschauern ein Bild der Wirtschaft vermittelt wurde, das wesentlich düsterer war als es die offiziellen Zahlen zum Ausdruck brachten. Dieser Negativismus hatte politische Konsequenzen. Obwohl sich nur selten direkte Effekte der Berichterstattung auf die Wahlpräferenzen der Bevölkerung feststellen lassen, zeigen sich zahlreiche indirekte Einflüsse. Vermittelt sind diese vor allem über die Vorstellungen der Bevölkerung von der wirtschaftlichen Kompetenz der Spitzenkandidaten und Parteien. Auf diesem Weg trugen die Wirtschaftsnachrichten im Fernsehen dazu bei, dass Helmut Kohl und die Union nach der Bundestagswahl 1994 zunehmend an Boden verloren und es zeitweilig viele Nichtwähler gab. Erst nach der Nominierung Gerhard Schröders im März 1998 entschieden sie sich: Er konnte einen Großteil vorher perspektivloser Wähler für sich gewinnen.