Das domestizierte Subjekt
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Diese Arbeit schließt, kurz vor dem 200. Geburtstag Adalbert Stifters, ein Defizit der Forschung: Der österreichische Autor beschäftigte sich in seinen literarischen Texten bekanntermaßen intensiv mit Erscheinungsformen männlicher Adoleszenz und Sozialisation. Nicht beachtet wurde bisher, dass diese Identitätsentwürfe in hohem Maße auf ›Weibliches‹ reflektieren – ›Weibliches‹ als Katalysator für die Entwicklung des Mannes, sei es über konkrete Frauenfiguren, sei es über den Einsatz von kulturell ›weiblich‹ kodierten Phänomenen des ›Anderen‹. Basierend auf einem modernen funktionsgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Literaturbegriff untersucht die Arbeit die je textspezifische Interaktion von Gender, psychosozialer Entwicklung und Literarizität. Dazu werden genderwissenschaftliche, psychologische und literaturwissenschaftliche Theorien miteinander kombiniert, methodenkritisch reflektiert und an das jeweilige historische Umfeld rückgebunden. Der zeitgenössische Geschlechterdiskurs findet ebenso Berücksichtigung wie die vom Autor vertretene Ideologie in den Bereichen Ästhetik, Geschlecht und Erziehung. Hinzu kommt die jeder Textanalyse vorangestellte systematische Diskussion der unterschiedlichen verwendeten Gattungen zwischen Novelle und historischem Roman sowie eine nicht nur inhalts-, sondern konsequent auch diskursanalytische Interpretation der einzelnen Werke. Diese hebt besonders die kritisch-destruierende Diskrepanz zwischen auf der Plot-Ebene ausgeschriebener Geschlechterstereotypie und deren latenter Subversion auf der Ebene der Textdiskurse hervor.