Zwischen Iracema und Macunaíma oder die Zukunft als Ursprung
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Iracema, „a virgem dos lábios de mel“, und Macunaíma, „o herói sem nenhum caráter“, markieren sowohl die beiden chronologischen Eckpunkte als auch zwei gedankliche Bezugspunkte, zwischen die sich diese Untersuchungen zur brasilianischen Lyrik des Symbolismus einschreiben. Die romantische Heldin und der modernistische Unhold stehen an den Enden einer Zeitspanne, in der sich in Brasilien ein literarischer Entwicklungsprozeß abspielte, welcher den Neuanfang der 'Semana da Arte Moderna' vorbereitet hat. Der Zwischenraum zwischen der Romantik und dem Modernismus wird also als eine Art Inkubationszeit der brasilianischen Entwicklung angesehen, dessen genauere Untersuchung Licht auf den Prozeß der nationalen Selbstbesinnung im internationalen Zusammenhang der Modernisierung werfen kann. Der zweite Teil des Titels synthetisiert das Paradox der fundamentalen Einstellung der Dichter in dieser Zeit zum Prozeß der Modernisierung. Während einerseits die nationale Identitätsbildung weiterhin in einem Ursprung gesucht wird, soll dieser andererseits nicht mehr in eine episch verklärte Vergangenheit, sondern in ein Projekt zukünftiger Gestaltung gesetzt werden, bei welcher der Kunst eine Vorreiterrolle zukommt. Diese Studie beabsichtigt, die Herausbildung und die Merkmale der symbolistischen Bewegung in Brasilien im Zusammenhang mit der internationalen Bewegung des Symbolismus aufzuzeigen. In einer Reihe von Werkanalysen wird dargestellt, in welchem Umfang und mit welcher Akzentuierung die typischen Merkmale des Symbolismus in die brasilianischen Lyrik Eingang gefunden haben.