Eingebettet ins Menschsein: Beispiel Religion
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Weitgehend unbemerkt von der sozialpsychologischen Forschung ist die Auseinandersetzung mit religiösen Fragen im weitesten Sinne heute zu einem zentralen Anliegen der Gesellschaft geworden. Dies gilt nicht nur für eindeutig religiös gebundene Menschen, sondern auch und vor allem für jene, die sich aus dem boomenden „Esoterik“-Angebot ihre persönlichen spirituellen Leitlinien holen. Der dritte Band der Reihe „Eingebunden in das Menschsein: Beispiel Religion“ hat es sich, wie bereits die beiden ersten Bände, zum Ziel gesetzt, eine Plattform zur Verfügung zu stellen, um diese Entwicklungen aus der Sicht ein-schlägiger Wissenschaftsdisziplinen zu beleuchten, neue Forschungsergebnisse vorzustellen und auf dieser Grundlage Handlungsanweisungen für die religionspädagogische und therapeutische Beratungspraxis zu erarbeiten. Ein Kernan-liegen des Buches ist es daher, die individuelle religiöse Entwicklung, ihre Bedingungen und Varianten aufgrund aktu-eller Forschungsergebnisse nachzuzeichnen. F. Buggle beschreibt sie als komplexes, durch evolutionspsychologische und kulturelle Rahmenbedingungen beeinflusstes Geschehen. Von besonderem Interesse für Forschung und Praxis ist F. Osers Darstellung des Forschungsstandes sowie der durch sein Modell und dessen methodologische Realisierung eröffneten Zugänge zu dem Forschungsgebiet. Ausgehend von dem strukturgenetischen Stufenmodell von F. Oser betont H. Reich die für das Fortschreiten zu höheren Stufen der religiösen Entwicklung notwendige Integration kogni-tiver und ontologischer Komponenten. Methodische Zugänge zur Erfassung dieses Entwicklungsprozesses werden von H. Reich und D. Schenker beschrieben. Mithilfe der Repertory-Grid-Technik zeigt S. Huber Möglichkeiten der Erfassung der individuellen religiösen Entwicklung sowie Konsequenzen für die Praxis auf. J. Bachs Untersuchung des Gottesbildes von Grundschulkindern ergab ein Vorherr-schen anthropomorpher Gottesdarstellungen, wobei interessanterweise „fröhliche“ Sichtweisen überwogen. Ein Vor-herrschen positiver Gottesvorstellungen erbrachte auch die von B. Rollett und M. Herle berichtete Studie der emotio-nalen Beziehungsschemata zu Gott bei Studierenden, die von sich angaben, an Gott zu glauben. B. Kainz & T. Slune-cko weisen in ihrer Studie den Bezug zwischen frühkindlichen Bindungserfahrungen und späteren religiösen Orientie-rungen nach. S. Heine analysiert das problematische Verhältnis von Religion und Gewalt und bietet Lösungsmöglichkeiten für diesen „Grundwiderspruch“, wie sie ihn bezeichnet, an. R. Olechowski problematisiert den Stellenwert der religiösen Unterweisung und entwickelt ein weiterführendes integratives religionsdidaktisches Modell.